Mit dem Hinweis darauf, dass die betroffenen Länder sich weigern, ihre Gasrechnungen in Rubel zu bezahlen, hat Gazprom seine Lieferungen an Polen und Bulgarien in dieser Woche eingestellt. Der Schritt war erwartet worden, denn will Russland noch ein wenig Glaubwürdigkeit bewahren, musste der öffentlichen Ankündigung irgendwann auch einmal Taten folgen.
Das ist nun geschehen und wenn man den öffentlichen Äußerungen aller Seiten Glauben schenken darf, stellt der Schritt für keine Seite ein ernsthaftes Problem dar. Bulgarien und Polen verweisen darauf, dass ihre Gasspeicher gut gefüllt sind und die Suche nach Alternativen zum russischen Gas längst angelaufen ist.
Auch Russland scheint mit dem Wegfall der Einnahmen aus diesen Gasverkäufen leben zu können. Ob es ein gutes Leben ist, bleibt abzuwarten. Die Botschaft dieser Ankündigung an den Westen ist jedoch die, dass zumindest propagandistisch die Behauptung aufgestellt wird, man sei auf die Einnahmen aus dem Gas- und Ölverkauf an die Länder des Westens nicht angewiesen.
Wann folgt der Bannstrahl gegen die deutschen Gazpromkunden?
Der Westen sollte es sich an dieser Stelle nicht zu leicht machen und deshalb nicht davon ausgehen, dass die Aussagen der Russen nur Propaganda ist. Ein Stück Propaganda wird gewiss mit im Spiel sein. Das ist in Kriegszeiten bei fast allen Äußerungen der beteiligten Staaten und Regierungen so.
Doch bedacht werden sollte auch die Möglichkeit, dass die Sanktionen des Westens nicht in der Weise wirken, wie man sich dies bei ihrer Verabschiedung gewünscht hat. Sollte dem so sein, muss sehr schnell das Nachdenken darüber beginnen, wie man den Druck auf Russland anderweitig so stark erhöhen kann, dass der Ukraine tatsächlich geholfen wird. An dieser Stelle ist somit durchaus Eile geboten.
Eile geboten ist auch bei dem Bemühen, Deutschland vom russischen Gas unabhängig zu machen. Auch Gazproms Kunden aus Deutschland zeigen wenig Bereitschaft, ihre Rechnungen in Rubel zu bezahlen. Will Gazprom nicht mit zweierlei Maß messen dürften auch die Energielieferungen in die Bundesrepublik bald eingestellt werden.