Mit seiner Forderung, die ausländischen Kunden mögen die Öl- und Gaslieferungen aus Russland fortan in Rubel und nicht mehr wie bisher in US-Dollar bezahlen, hat Wladimir Putin viele Marktteilnehmer in dieser Woche auf dem falschen Fuß erwischt. Der Wechselkurs des Rubels, der seit dem Beginn des Krieges in der Ukraine stark nachgegeben hatte, verbesserte sich spürbar.
Eine solche Reaktion ist verständlich, denn der Kurs einer Währung steigt, wenn viele sie kaufen möchten. Unmittelbar nach dem Beginn des Krieges war das Gegenteil der Fall. Selbst viele Russen verkauften Rubel, um Euros und US-Dollar dafür zu kaufen. Das drückte den Wechselkurs. Nun wird das Spiel in Gegenrichtung gespielt, denn weil viele keine Rubel haben, müssen diese am Devisenmarkt gekauft werden, was den Rubel steigen lässt.
Nicht unerwartet kommt die Entscheidung des russischen Präsidenten auch deshalb, weil Russland durch die westlichen Sanktionen vom internationalen Zahlungsverkehr abgekoppelt wurde. Würde Russland sich sein Öl und Gas weiterhin in US-Dollar bezahlen lassen, könnte es diese nicht nutzen, weil sei bei Banken im Ausland blockiert sind.
Wehe dem US-Dollar, wenn das Beispiel Schule macht
Will Russland das Geld, das es durch seine Rohstoffverkäufe einnimmt, auch nutzen, liegt die Bezahlung in Rubel somit nah. Zugleich nimmt die Entscheidung des russischen Präsidenten auch im Inland ein wenig Druck vom Kessel, denn die hohe Inflation im Land, wird etwas abgemildert. Sie war durch die jüngste Schwäche des Rubels nochmals deutlich befeuert worden.
Aber auch mittel- bis langfristig könnte der Schritt gravierende Folgen haben. Sollte das Beispiel Schule machen, werden auch andere Länder ihm folgen und eine Abrechnung ihrer Lieferungen nicht mehr in US-Dollar, sondern in ihrer eigenen Landeswährung oder einer Drittwährung zum Beispiel dem chinesischen Yuan verlangen.
Nicht nur der Iran und Venezuela dürften die weitere Entwicklung mit großem Interesse verfolgen. Auch Saudi-Arabien hat allen Grund, ebenfalls sehr genau hinzuschauen. Schließlich weiß man in Riad, dass die Administration von US-Präsident Joe Biden den Golfstaat und insbesondere den Kronprinzen sehr kritisch sieht. Deshalb wird man sich in der arabischen Wüste vermutlich nicht wohl bei dem Gedanken fühlen, all seine Ersparnisse in US-Dollar angelegt und auf diese bei einem Embargo möglicherweise keinen Zugriff mehr zu haben.