Ich persönlich bin ein sehr freiheitsliebender Mensch, ob man mich nun liberal oder gar libertär nennen mag. Ich glaube daher auch an möglichst freie Märkte und das diese sich selbst regulieren können. Schaut man sich die Geschichte der vergangenen fünfundzwanzig Jahre an, kann man jedoch leicht zu einem anderen Ergebnis kommen. Zumal sich in dieser Zeit die Krisen an den Finanzmärkten häuften.
Dies interpretieren viele dahingehend, dass die Märkte allein eben nicht funktionieren. Aber ist das angesichts massivster Markteingriffe von Politik und Geldpolitik wirklich haltbar? Hat nicht erst die zu lange zu lockere Geldpolitik der Fed zu einer Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt geführt? Und hat nicht erst eine falsch konstruierte europäische Währungsunion die „Euro Krise“ verursacht?
Tatsächlich war es doch so: Die Politiker haben den Euro, zum Teil selbst gegen Widerstände in der Bevölkerung, einfach durchgesetzt. Die Idee dahinter, Stichwort: Lokomotivtheorie, war es, dass die einheitliche Währung eine politische Union forcieren sollte. Tatsächlich aber hat so etwas in der Historie noch nie funktioniert und deshalb tut es das auch diesmal nicht. Meine Prognose, dass der Euro zwischen 2030 und 2035 Geschichte sein wird, steht daher. Denn solch falsch konstruierte Währungsunionen scheitern in der Regel nach 30 bis 35 Jahren.
Eine Grundregulierung („Leitplanken setzen“) ist okay, mehr braucht es nicht!
Ich glaube zwar, dass sich freie Märkte grundsätzlich selbst regulieren (können). Aber ein solcher Prozess kann sehr schmerzhaft sein/werden. Außerdem braucht es Zeit und diese Zeit hat man nicht. Denn wer schafft es schon die Menschen davon zu überzeugen, dass sie nun einige harte Jahre durchstehen müssen, damit es anschließend wieder besser werden kann. Die Notenbanken wurden ja genau deshalb erschaffen, weil man solche wirtschaftlichen Zyklen gerne glätten wollte.
Gelungen ist das jedoch nie wirklich. Kein Wunder, denn um dies wirklich schaffen zu können, bräuchte es hellseherische Fähigkeiten. Schließlich hat jeder Eingriff in die Märkte immer auch gewisse, unerwünschte, Nebenwirkungen. Das wussten schon Ludwig von Mises und Friedrich August von Hayek (Österreichische Schule der Volkswirtschaftslehre). Man kann es daher drehen und wenden, wie man will, eine ideale Lösung dieses Problems gibt es leider nicht.
Obwohl ich grundsätzlich – wie bereits eingangs erwähnt – liberal bis libertär eingestellt bin, denke ich jedoch schon, dass es eine gewisse Grundregulierung der Märkte, im Sinne des Setzens von Leitplanken, geben sollte. So halte ich es beispielsweise für absolut richtig, wenn man das Ausnutzen von Insiderinformationen oder verschiedene Arten der Marktmanipulation an der Börse unter Strafe stellt.
Aber sollten Notenbanken wirklich die (kurzfristigen) Zinsen („Leitzinsen“) bestimmen oder könnte das der Markt nicht viel besser? Die längerfristigen Zinsen werden ja auch nicht von einer Notenbank bestimmt. Wobei das heutzutage leider nicht mehr ganz richtig ist. Denn durch entsprechende Anleihekäufe, Stichwort: „Operation Twist“, manipulieren die Notenbanken inzwischen ja auch schon die längerfristigen Zinsen.
War die Reaktion der Notenbanken auf die Corona-Krise richtig oder nicht?
Schaut man sich die Geschichte der vergangenen 25 Jahre an, so kann man diese wie folgt zusammenfassen: Dank einer neuen Technologie (World Wide Web, Internet) und einer ängstlichen Greenspan-Fed (die Angst vor dem Y2K-Bug), die die Leitzinsen zu lange zu niedrig ließ, kam es zu einer Spekulationsblase bei Technologieaktien („Dotcom Bubble“). Als diese platzte und drohte den gesamten US-Aktienmarkt anzustecken, wurden die Geldschleusen wieder geöffnet.
Dies führte zu einer Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt. Als diese dann platzte, drohte sie die Banken in den Abgrund zu reißen. Daher wurden die Geldschleusen im Zuge der sogenannten Finanzkrise 2007 bis 2009 erneut weit geöffnet. Als man dann gerade, ganz langsam, wieder auf dem Weg der Normalisierung schien, kam es zur Covid-19-Pandemie. Die Maßnahmen zur Eindämmung dieser verursachten die nächste Wirtschaftskrise und die Geldschleusen wurden erneut geöffnet.
Man hat also jede Krise durch immer neue Gelddruckorgien gelöst und diese waren dann die Wurzeln der nächsten Krise. Mindestens drei Mal hat es schon funktioniert und dies scheint die handelnden Personen glauben zu lassen, dass man diese Spielchen endlos so fortführen kann. Aber ich denke, dass irgendwann das Vertrauen der Menschen in das Geld- und Finanzsystem schwinden wird, dieses Spielchen also nicht endlos gutgehen kann und wird.
Ich erkenne allerdings durchaus auch an, dass die Covid-19-Pandemie ein Schock war, der prinzipiell von außen kam. Insofern kann man sich schon die Frage stellen, ob die Reaktion der Notenbanken auf die Corona-Krise nicht doch richtig war. Auf der anderen Seite hat aber natürlich auch dieser Markteingriff unerwünschte Nebenwirkungen und diese werden wir noch zu spüren bekommen. Zumal man die eigentlich kurzfristigen Stützungsmaßnahmen bis heute beibehalten hat.
Eine Grundregulierung der Krypto-Märkte wäre positiv!
Doch warum habe ich nun all das geschrieben? Nun, weil es einen noch immer wirklich nahezu freien Markt gibt, und das ist der Markt der Kryptowährungen. Okay, erste kleine Regulierungsschritte wurden auch hier bereits umgesetzt. Aber dass die entsprechenden Dienstleister nun ihre Kunden kennen müssen (Know Your Customer (KYC)-Policy) ist ja nicht wirklich schlimm, sondern wohl doch eher normal, oder?
Tatsächlich darf die Politik dem Wildwest-ähnlichen Treiben an den Krypto-Märkten – einige Krypto-Wale nutzen ihre Marktmacht gerne mal zu ihren Gunsten aus, Stichwort: Marktmanipulation – in gewisser Weise ein Ende setzen. Natürlich sollte die Regulierung aber nicht so weit gehen, dass man bestimmte Coins wie Monero (XMR) verbietet, nur weil diese ihren Fokus auf den Schutz der Privatsphäre legen.
Selbst Jordan Belfort, der „Wolf of Wall Street“, hat kürzlich eine harte Regulierung der Krypto-Märkte gefordert, weil diese nur dann groß werden könnten. Meines Erachtens braucht es zwar keine solch harte Regulierung. Aber gewisse Leitplanken dürfen gerne gesetzt werden. Das Gute an den Krypto-Märkten ist allerdings, dass eine unsinnige (Über)Regulierung hier stets leicht umgangen werden kann, weil alles dezentral organisiert ist.
Auch darum konnte das neue, dezentrale Finanzsystem (Decentralized Finance, kurz: DeFi), dass seit zwei, drei Jahren im Hintergrund und von der breiten Öffentlichkeit noch größtenteils unbemerkt aufgebaut wird, so dynamisch entwickeln. Waren fort 2018 noch weniger als eine Milliarde US-Dollar investiert, waren es kürzlich erstmals über 100 Milliarden US-Dollar. Zuletzt gab es, aufgrund des „Krypto Crashs“, zwar einen ersten kleinen Dämpfer. Inzwischen ist man jedoch schon wieder auf Wachstumskurs.
Als ich schon 2011 daran glaubte, dass der Bitcoin gekommen ist, um zu bleiben und später auf eine Etablierung der Kryptowährungen setzte, hielt man mich auch für verrückt. Insofern darf man mich auch gerne für verrückt halten, wenn ich an DeFi glaube. Aus meiner Sicht ist das ein Megatrend, an dessen Ende – in 20, 30 Jahren – die Ablösung unseres heutigen Finanzsystems stehen wird. Wer entsprechend liberal oder libertär eingestellt ist, sollte daher mit mir konform gehen und eventuell auch das ein oder andere Investment tätigen!