Bereits letzte Woche schrieb ich an dieser Stelle über die Regulierung von Kryptowährungen und kritisierte in diesem Zusammenhang insbesondere die EU. Denn dass Kryptowährungen den Herrschenden grundsätzlich ein Dorn im Auge sind, ist verständlich. Hierzu kann man stets den deutschen Adeligen und Banker Amschel Meyer Rothschild zitieren, der gesagt haben soll: „Gebt mir die Kontrolle über die Währung einer Nation, und es ist mir gleichgültig, wer die Gesetze macht!“.
Ob er das wirklich gesagt hat, ist eigentlich egal. Denn es ist de facto richtig. Wer das Geld kontrolliert, hat am Ende die Macht. Denn Geld mag nicht alles sein, aber ohne Geld ist alles nichts. Sie können gerne mal ausprobieren, wie weit Sie ohne Geld im Leben kommen. Bedenken Sie, dass beispielsweise auch Ihre Miete sowie die Kosten für Heizung, Strom und Wasser mit Geld – bei uns eben in Euro – bezahlt werden. Es fließt also sehr viel Geld, auch wenn man das vielleicht nicht immer auf dem Schirm hat.
Was für Sie im Kleinen gilt, gilt für den Staat im Großen. Wobei wir uns hier in Deutschland heutzutage noch in einer vergleichsweise glücklichen Lage befinden. Unsere Staatsfinanzen sehen zwar nicht rosig aus, auch der deutsche Staat ist nicht nur in Milliarden-, sondern in Billionenhöhe verschuldet. Aber die Schuldentragfähigkeit wurde zuletzt und wird auch aktuell nicht angezweifelt. Wie es enden kann, wenn das passiert, nun ja, da können Sie mal griechische Freunde fragen. Aber kommen wir zurück zum Thema.
Immer wieder Warnungen vor Bitcoin und Co…
Grundsätzlich ist es daher so, dass viele „Experten“ schon lange vor Kryptowährungen wie dem Bitcoin (BTC) warnen. Erst kürzlich erschien wieder so ein Meisterstück unter der Überschrift „Der Bitcoin-Crash ist programmiert“. Dazu muss man schreiben, dass manche in dem Artikel geäußerte Kritik – der Bitcoin stand ja zuletzt insbesondere wegen seines hohen Stromverbrauchs in der Kritik – durchaus berechtigt ist. Allerdings gibt es in diesem Artikel eben auch viel Schmu.
So ist es richtig, dass der Bitcoin davon lebt, dass Anleger immer höhere Preise bezahlen. Das gilt jedoch für jedes Asset. Wenn dies also ausreicht, um ihn als Ponzi-Schema („Schneeballsystem“) zu bezeichnen, ist auch der Aktienmarkt ein solches. Genauso wie der Kunstmarkt, der Markt für Oldtimer oder sogar der Transfermarkt im Sport. Schuldig bleibt der Autor uns auch, wie er die veranschlagten Stromkosten berechnet. Aber nehmen wir einmal an, diese seien korrekt berechnet.
Dann stellt sich immer noch die Frage, ob Stromkosten zwischen 3,5 bis 6,75 Milliarden US-Dollar pro Jahr für ein Netzwerk, dass in der Spitze schon über eine Billion US-Dollar wert war, nicht okay sind. Oder mit anderen Worten: Wie hoch sind denn eigentlich die Stromkosten bei Facebook oder Google? Oder, um mal in der Branche der Finanztransaktionen beziehungsweise der Zahlungsabwicklung zu bleiben, bei PayPal? Über das klassische Bankensystem möchte ich gar nicht erst schreiben.
Im Fußball sagt man: „Die Wahrheit liegt auf dem Platz!“. Dies gilt auch für Bitcoin (BTC) und Co. Schaut man sich die Performance der ersten, größten und immer noch wichtigsten Kryptowährung an, so spricht diese für sich und gegen alle Kritiker. Daher werden diese zunehmend belächelt. Okay, dachten sich da die Finanzaufsichten wohl, wenn unsere Warnungen vor Kryptowährungen nicht mehr ziehen, dann warnen wir nun eben einfach mal vor (Krypto-)Börsen.
Mehrere Finanzaufsichten warnen vor Binance!
Da die führende US-Krypto-Börse Coinbase jedoch seit dem 14. April börsennotiert ist und sich zudem der strengen US-Regulierung unterworfen hat, konnte man vor der weltweiten Nummer 2 nicht warnen. Ähnliches gilt für die Nummer 2 in den USA (und Nummer 3 weltweit), Kraken.com. Zumal auch Kraken.com schon einen Börsengang (IPO) anvisiert hat. Dieser dürfte spätestens im kommenden Jahr erfolgen. Die weiteren, kleineren (Krypto-)Börsen wie BitFinex, BitStamp oder Bittrex sind jedoch weniger wichtig.
Ferner sind Warnungen vor Dezentralen (Krypto-)Börsen, den sogenannten DEX (für Decentralized Exchanges), zwar möglich (und wären in manchen Fällen sogar angebracht!), aber diese DEX entziehen sich dem Zugriff der Aufsichtsbehörden mehr oder weniger komplett. Ergo blieb den Finanzaufsichten nur noch ein Ziel, Binance. So hatte die deutsche Finanzaufsicht BaFin, die ja aus dem Wirecard-Desaster als besonders „gut“ bekannt ist, sich schon zu Jahresbeginn mit Binance angelegt und Anleger davor gewarnt.
Zuletzt folgten dann die Finanzaufsichten des Vereinigten Königreichs, Kanadas, der Cayman Islands (wer wusste, dass es dort sowas gibt?) sowie Polens. Diese Warnungen an sich sind dabei allerdings meines Erachtens kein Problem. Genauso wie bei den Warnungen vor Kryptowährungen allgemein, würde es mich eher wundern, wenn es hier keine solchen Warnungen geben würde. Allerdings hat Binance selbst inzwischen dadurch große Probleme bekommen.
Weder Ein- noch Auszahlungen bei Binance über SEPA möglich
Denn unter Verweis auf diese Warnungen hat zunächst die britische Großbank Barclays angekündigt, keine Geldtransfers zu Binance mehr durchzuführen. Dem schlossen sich weitere Banken an und auch der Zahlungsabwickler von Binance, Clear Junction, warf dann die Brocken hin. Dies hatte zunächst zur Folge, dass keine Einzahlungen bei Binance über das europäische SEPA-System mehr möglich waren. Inzwischen sind leider auch keine solchen Auszahlungen mehr möglich.
Binance selbst hat versprochen mit den Regulierungsbehörden zusammen zu arbeiten und möchte diese Probleme zeitnah lösen. Die Anleger scheinen Binance auch weiterhin zu vertrauen, denn der Binance Coin (BNB) hat sich zuletzt zwar nicht gut entwickelt, aber auch nicht viel schlechter als der schwache Gesamt-Krypto-Markt. Sowohl für Binance selbst als auch für die Kryptos wäre es jedoch wichtig, dass man diese Probleme tatsächlich zügig lösen kann. Keine Frage!
Vielmehr stellt sich mir die Frage, ob die Regulierungsbehörden auch ein echtes Interesse an einer solchen Zusammenarbeit zur Lösung der Probleme haben. Da habe ich eher so meine Zweifel. Aber warten wir es mal ab. Fakt ist jedenfalls, dass Binance kein so vertrauensunwürdiger Anbieter sein kann, wie oftmals behauptet wird. Denn sonst würde man nicht schon lange mit dem Kreditkartenanbieter VISA zusammenarbeiten. Ein- und Auszahlungen per Kreditkarte sind bei Binance übrigens derzeit (noch?) möglich…