Preisdruck und Rohstoffknappheit erreichen die Kunden

Eine absurde Situation kennzeichnet nach Ansicht von Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer die aktuelle Lage im gesamten Handwerk, vor allem aber auf dem Bau. Die Auftragsbücher sind voll, aber den Auftrag nicht auszuführen, ist für den Handwerker wirtschaftlich manchmal sinnvoller. Schuld an der Misere sind die stark gestiegenen Rohstoffpreise.

Knapp und teuer sind nicht nur das Holz, sondern fast alles, was man braucht, um ein Haus zu bauen oder zu renovieren, erklärte Wollseifer der Deutschen Presse-Agentur. Es fehlt auch an elektronischen Teilen und Kabeln für die Elektriker und selbst Alltagswaren wie Schrauben werden langsam zu einem Problem.

Die Folge sind starke Verzögerungen bei der Ausführung der übernommenen Aufträge. Hinzu kommen die kalkulatorischen Risiken, denn viele Ausschreibungen wurden mit Angeboten gewonnen, die noch auf der Basis der alten Preise kalkuliert worden waren. Zu diesen sind die benötigten Materialien heute allerdings nicht mehr zu bekommen.

Neukunden spüren die Preissteigerungen als Erste

Die massive Teuerung und Rohstoffknappheit trifft Handwerker wie Bauherrn. Die Monteure können nicht arbeiten und die Häuslebauer haben Schwierigkeiten, ihren Finanzierungsrahmen nicht zu überschreiten. Hält dieser Zustand noch lange an, kann er sich leicht zu einem Wachstumshindernis innerhalb der Bauwirtschaft ausweiten, fürchtet Hans Peter Wollseifer.

Kritisch sind für die Handwerker vor allem die Altverträge, während die Bauherrn die massive Inflation der Rohstoffpreise vor allem bei den Neuverträgen spüren. Hier können und werden die Preissteigerungen direkt an die Kunden weitergegeben. Bei den Altverträgen ist Verhandlungsgeschick erforderlich.

Aber auch wenn zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer über angepasste Preise Einverständnis herrscht, heißt das noch lange nicht, dass die Arbeiten auch schnell beginnen können. Aktuell hat das Handwerk eine Auftragsreichweite von 8,8 Wochen. Auf dem Bau können allerdings leicht auch bis zu 15 Wochen vergehen, ehe die bestellten Handwerker in der Lage sind, die beauftragten Arbeiten auszuführen.