Für sofort verfügbares Öl werden am Markt derzeit besonders hohe Preise verlangt. Sie sind einerseits dem russischen Angriff auf die Ukraine und der sich daraus entwickelnden panikartigen Angst der Marktteilnehmer vor einem Ausfall der russischen Öllieferungen geschuldet.
Doch es greift zu kurz, nur auf die veränderte Situation in der Ukraine zu verweisen und allein hier den Grund für die anhaltend hohen Ölpreise zu suchen. Ein Teil der Probleme ist hausgemacht bzw. sogar gewollt, damit die Preise und mit ihnen die Einnahmen der Ölproduzenten auch weiterhin hoch bleiben.
Ein wichtiger Faktor in diesem Spiel ist die OPEC. Das Kartell der Erdöl exportierenden Länder agiert selten wie eine globale Wohlfahrtsorganisation, sondern hat primär die eigenen Interessen im Blick. Aus Sicht der Produzenten sind die hohen Preise ein Segen, denn die deutlich tieferen Preise der vergangenen Jahre haben empfindliche Löcher in die Staatshaushalte gerissen.
Die OPEC hält das Angebot künstlich knapp
So wundert es nicht, dass das Kartell den Ölhahn derzeit nur mit Widerwillen öffnet. Zwar wurde auf der letzten Zusammenkunft am Mittwoch der letzten Woche eine Anhebung der Produktion um 400.000 Barrel pro Tag beschlossen, doch damit wurde nur die bisherige Förderpolitik bestätigt.
Bei einer täglichen Ölnachfrage von 100 Millionen Barrel fällt das zusätzliche Angebot kaum ins Gewicht, sodass durchaus davon gesprochen werden kann, dass die OPEC das zur Verfügung stehende Angebot bewusst begrenzt. Ob sich dieses Verhalten kurzfristig ändern wird, bleibt abzuwarten, denn die im Jahr 2020 beschlossenen Förderquoten laufen erst in sechs Monaten aus.
Doch es ist nicht nur diese von der OPEC selbst ausgehende Selbstbeschränkung, die den Markt derzeit belastet. Fraglich ist auch, ob die OPEC mehr Öl fördern könnte, wenn sie es denn wollte. Hier sind durchaus Zweifel angebracht, denn Nigeria hat in den vergangenen Jahren viel zu wenig Geld in die Ölinfrastruktur investiert und Kasachstan hat beschlossen, mehr Öl im eigenen Land zu verbrauchen, nachdem die stark gestiegenen Ölpreise dort in den letzten Monaten bereits zu Unruhen geführt haben.