Eine Rendite von 9,4 Prozent zu erzielen, ist schon in normalen Jahren eine Kunst, denn im Durchschnitt kann beispielsweise mit Aktien an der Börse eine Performance von sieben bis acht Prozent erzielt werden. In Zeiten mit negativer Verzinsung eine Rendite von 9,4 Prozent nur in einem halben Jahr zu erwirtschaften, ist nochmals höher zu werten.
Sie zu erreichen wird mit zunehmender Depotgröße immer schwerer, denn die jeweiligen Anleger oder Fondsmanager steuern nicht mehr ein wendiges Schnellboot, sondern eher ein Finanz-Vehikel von der Größe eines Supertankers mit fünf Kilometer Bremsweg.
Doch genau dieses Kunststück haben die Manager des 1,2 Billionen Euro schweren norwegischen Staatsfonds im ersten Halbjahr vollbracht. Sie erwirtschafteten einen Gewinn von 990 Milliarden Norwegischen Kronen, was umgerechnet rund 95 Milliarden Euro entspricht. Heruntergebrochen auf jeden Norweger sind das 17.000 Euro, in wie gesagt nur sechs Monaten.
Kursrückgänge wie wir sie noch nie erlebt haben
Der Staatsfonds verwaltet die Einnahmen, die Norwegen mit seiner Öl- und Gasproduktion in der Nordsee erwirtschaftet. Das Ziel ist es, sie über einen langen Zeitraum zu erhalten und sie damit auch für spätere Generationen nutzbar zu machen. Dazu investiert der von Nicolai Tangen geführte Fonds in mehr als 9.100 Unternehmen weltweit.
So erfolgreich das letzte halbe Jahr verlief, so besorgt sind allerdings auch die Blicke in die Zukunft, denn sie könnte nach Nicolai Tangens Worten einen deutlichen Anstieg der Inflation bringen. Steigende Zinsen wären die Folge. Sie sind in der Regel Gift für die Aktienmärkte und so wundert es nicht, dass Tangen bei der Präsentation der jüngsten Zahlen vor Kursrückgängen warnte, „wie wir sie noch nie erlebt haben“.
Sein bislang schlechtestes Ergebnis erwirtschaftete der Staatsfonds im ersten Quartal 2020, als die Börsen weltweit im Zuge der aufkommenden Corona-Pandemie im März in einen rasanten Sturzflug übergingen. Unter dem Strich verlor der Fonds seinerzeit rund 130 Milliarden Euro.