Auch wenn sich Russland von den massiven Sanktionen des Westens bislang unbeeindruckt zeigt und der russische Präsident Wladimir Putin in der Öffentlichkeit den Eindruck zu erwecken sucht, die westlichen Sanktionen seien ein zahnloser Tiger, so kann doch nicht behauptet werden, dass Russland bereits über dem Berg sei.
Im Gegenteil: Der große Umbruch steht erst noch an, denn das Land steht gezwungenermaßen vor einem großen strukturellen Wandel. Dies hat auch die bislang sehr erfolgreich agierende Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, in den letzten Wochen immer wieder zum Ausdruck gebracht.
Die Gesamtorientierung der Wirtschaft muss in fast allen Bereichen in den kommenden Jahren von Westen nach Osten gedreht werden. Das bedeutet, dass sowohl die Zulieferer wie auch die Absatzmärkte in Europa und den USA durch neue Handelspartner im asiatischen Raum ersetzt werden müssen.
Ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit ist unvermeidlich
Das wird zwangsläufig Zeit benötigen und zumindest während der Zeit, in der der Übergang vollzogen wird, Arbeitsplätze kosten. Aktuell ist die Beschäftigungslage in Russland gut. Schon im vergangenen Jahr lag die Zahl der Arbeitslosen bei nur 4,4 Prozent. Im Februar sank dieser Wert sogar auf 4,1 Prozent ab.
Nun wird dieser Wert in Zukunft wieder ansteigen und es wird erwartet, dass allein im Raum Moskau etwa 200.000 Arbeitsplätze verloren gehen werden. Wladimir Putin kommt dabei allerdings entgegen, dass sich der zu erwartende Anstieg vom niedrigsten Niveau aller Zeiten aus vollziehen wird.
Im April erwies sich die russische Wirtschaft als noch vergleichsweise robust. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ermäßigte sich ungeachtet der westlichen Sanktionen nur um etwa fünf Prozent. Sollte es zu einem Ölembargo kommen oder Russland seinerseits den westlichen Staaten den Ölhahn zudrehen, könnte das BIP, je nach Schwere der Maßnahmen und Verlauf des Krieges um 10 bis 20 Prozent zurückgehen.