Nach dem Bankkaufmann Jens Spahn (CDU) übernimmt nun der Arzt und Epidemiologe Karl Lauterbach (SPD) das Amt des Bundesgesundheitsministers. Ob dies eine gute Personalentscheidung ist, werden die kommenden Monate zeigen. Als Arzt ist der neue Minister mit der Materie seines Amts zwar gut vertraut, doch die wesentlichen Herausforderungen, die auf ihn zukommen werden, dürften nicht medizinischer, sondern eher wirtschaftlicher Natur sein.
Die Corona-Krise wird früher oder später überwunden sein. Anders hingegen die finanziellen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Sie dürften bleiben, möglicherweise sogar noch zunehmen, denn die Gesellschaft altert und das bedeutet nicht nur mehr ältere Menschen, die naturgemäß häufiger zum Arzt müssen, sondern auch weniger junge Beitragszahler, die die notwendigen Leistungen finanzieren müssen.
Vorgänger Jens Spahn hatte es da leichter, weil einerseits die Generation der Babyboomer, die jetzt das Rentenalter erreicht und sich damit zwangsläufig von einem Leistungserbringer zu einem Leistungsempfänger wandelt, noch entscheidende vier Jahre jünger war. Auch die florierende Wirtschaft spielte dem abtretenden Gesundheitsminister in die Karten.
Aus vollen Kassen werden leerere Kassen
Die Gleichung ist ebenso einfach wie gefährlich für Karl Lauterbach, denn in einem umlagefinanzierten Gesundheitssystem ist eine sich verschlechternde konjunkturelle Lage immer gleichbedeutend mit geringeren Ausgaben. Ihnen kann schon in normalen Zeiten keine Reduktion von Leistungen entgegengesetzt werden, denn man kann einem Kranken schlecht sagen, er solle zu Hause bleiben und nicht zum Arzt gehen, weil die Wirtschaft gerade schlechter läuft und wenig Geld in der Kasse ist.
An dieser Stelle würde auf den neuen Minister schon in normalen Jahren eine große und nicht einfach zu überblickende Baustelle warten. Sie wird durch die immer noch nicht überwundene Corona-Pandemie nun noch zusätzlich erschwert, denn bis das Virus aus den Schlagzeilen verschwindet, wird noch so manche Milliarde im Gesundheitssektor versickern, die auch an anderer Stelle gut zu gebrauchen wäre.
Jens Spahn hatte in seiner Zeit als Gesundheitsminister nahezu die gleichen Probleme, die nun auch Karl Lauterbach haben wird. Doch anders als sein Nachfolger hatte er nicht dessen Geldprobleme. Sie könnten zunehmend belastender werden, denn sollte das Corona-Chaos noch länger andauern, wird auch die Wirtschaft reagieren und zwar mit Entlassungen statt Kurzarbeit. Sollte das in den nächsten Monaten passieren, hat Karl Lauterbach neben dem anhaltenden Pflegenotstand auch einen anhaltenden Geldnotstand zu managen.