Dem TUI-Konzern stehen äußerst herausfordernde Wochen und Monate ins Haus, denn es geht um nicht mehr und nicht weniger als um das eigene Überleben. Urlauber, die bei TUI für den Herbst oder den Winter eine Reise gebucht und diese möglicherweise bereits bezahlt haben, könnten deshalb vor dem Antritt ihres Urlaubs einige schlaflose Nächte verbringen.
Auch die Ferien selbst könnten nicht ganz so angenehm und entspannt verlaufen wie erhofft, denn es droht unter Umständen das Chaos einer Insolvenz und was eine solche für die verreisten Kunden bedeuten kann, war vor wenigen Jahren beim Zusammenbruch des damaligen Branchenprimus Thomas Cook eindrucksvoll zu erleben.
TUI konnte seinen Umsatz im letzten Quartal zwar wieder deutlich steigen und Reisen im Gegenwert von 649,7 Millionen Euro verkaufen, doch von Normalität kann noch lange keine Rede sein, denn im Jahr 2019 hatte man im Sommerquartal Umsätze von 4,75 Milliarden Euro erzielt, also mehr als das Siebenfache.
Das Geld der Aktionäre ist weg. Das der Kunden auch?
Umsatz ist bekanntlich nicht gleich Gewinn und einen solchen macht TUI schon lange nicht mehr. Im Gegenteil: Die letzten drei Quartale endeten allesamt deutlich im Verlust. Ein wenig Hoffnung könnten die Aktionäre und Mitarbeiter der Firma schöpfen, wenn der Verlust wenigstens rückläufig wäre und damit Licht am Ende des Tunnels sichtbar würde.
Doch bei TUI scheint die Fahrt nicht aus dem Tunnel heraus, sondern nur noch weiter in ihn hinein zu führen, denn während im vierten Quartal 2020 und im ersten Quartal 2021 durchschnittlich ein Verlust von 749 Millionen Euro eingefahren wurde, erhöhte sich dieser im an sich umsatzstärksten Sommerquartal auf 940 Milliarden Euro.
TUIs Nettoverschuldung ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Sie liegt aktuell bei 6,35 Milliarden Euro. Verrechnet man die Verbindlichkeiten mit den Vermögenswerten ergibt sich sogar ein negatives Eigenkapital von 524,7 Millionen Euro. Das Geld der Aktionäre ist damit schon einmal weg. Das der Kunden möglicherweise auch, denn in früheren Zeiten wäre ein negatives Eigenkapital in dieser Höhe, ein zwingender Grund für die Einleitung eines Insolvenzverfahrens gewesen.
Ob TUI nur am Abgrund steht oder schon den entscheidenden Schritt weiter ist, werden die kommenden Monate zeigen und die betroffenen Aktionäre und Kunden haben vermutlich reichlich Grund, sich ernsthaft Sorgen zu machen, denn das Beispiel Thomas Cook lässt grüßen und weckt unangenehme Erinnerungen.