Das eigene Aktiendepot vom heimischen Sofa oder aus der Straßenbahn zu verwalten, ist heute dank der vielen Neobroker möglich. Sie werben mit niedrigen Kosten und konnten ihren Kundenstamm in den vergangenen Jahren massiv vergrößern. Auf der einen Seite haben Broker wie Trade Republic oder Scalable Capital das Investment in Aktien gerade innerhalb der jungen Generation in den letzten Jahren sehr beliebt gemacht.
Auf der anderen Seite sieht sich inzwischen selbst ein erfahrener Finanzblogger wie Daniel Korth genötigt, vor einer Nutzung dieser Broker zu warnen. Was sich im ersten Moment wie ein Widerspruch anzuhören scheint, ist allerdings keiner. Denn die Bedienungsoberflächen der Handybroker sind sehr stark an das Design von Computerspielen angelehnt.
Leuchtende Button laden zum Kauf oder Verkauf einer Aktie oder eines Fonds ein. Da kann man leicht in der Mittagspause oder auf der Fahrt zur Arbeit mal auf die Idee kommen, einen Kauf oder Verkauf zu tätigen. Das führt zu mehr Handel, nützt aber vor allem den Neobrokern, nicht aber ihren Kunden. Allerdings gibt es an der Börse, anders als beim Computerspiel keine Reset-Taste.
Bekannter Finanzblogger warnt vor Neobrokern
Auf den ersten Blick sind Aktienkäufe und -verkäufe bei den Neobrokern billig. Das verleitet, so der seit 2015 aktive Finanzblogger Daniel Korth im Gespräch mit dem Business Insider, dazu, häufiger zu handeln. Die niedrigere Hemmschwelle führt zu mehr Entscheidungen und diese fallen durchaus emotionaler aus.
Das kann dazu führen, dass aus Investieren ein kurzfristigeres Traden wird. Zudem kostet ein häufiges Hin und Her über kurz oder lang Rendite und damit schmilzt der vermeintliche Kostenvorteil der Neobroker schnell wie Eis in der Sonne dahin.
Einen wichtigen Kostentreiber der Neobroker nennt allerdings auch Daniel Korth nicht: Wer beispielsweise seine Aktien über Trade Republic kauft, handelt immer gegen den Makler Lang & Schwarz. Da Trade Republic kein Wohlfahrtsinstitut ist, erhält der Broker für die an Lang & Schwarz vermittelten Wertpapieraufträge eine Provision. Diese versteckten Kosten sieht der Kunde nur, wenn er auf die Spreads, also den Unterschied zwischen dem Kauf- und Verkaufskurs und die zeitgleich an anderen Börsen gestellten Kurse achtet.
Unverschämt teuer
Bei Lang & Schwarz kann der Spread bei ausländischen Aktien nach eigenen Beobachtungen von Neopresse durchaus bis zu 15 Prozent betragen. Mit anderen Worten, das gekaufte Wertpapier muss erst einmal um 15 Prozent steigen, damit der Kunde überhaupt plus-minus-null aus seinem Investment herauskommt.
Auch im Vergleich zu anderen Anbietern schneidet Lang & Schwarz nicht immer günstig ab. Je nach gekaufter Stückzahl könnte eine Order, die bei deutlich teureren Anbietern wie der Comdirect oder maxblue, dem Online-Broker der Deutschen Bank, abgewickelt wird, dennoch günstiger sein, wenn über Xetra oder die New York Stock Exchange gehandelt wird und dort wesentlich günstigere Kurse und Euro/US-Dollar-Wechselkurse gestellt werden.