Noch im Jahr 1950 arbeiteten über zwanzig Prozent der Beschäftigten in Deutschland in der Landwirtschaft. Heute sind es nur noch 1,3 Prozent. Hungern müssen die Deutschen dennoch nicht, denn die Erzeugung von Nahrungsmittel und die Aufzucht von Tieren ist in den vergangenen Jahren so effizient geworden, dass ein Landwirt heute 135 Menschen ernährt.
Während sich die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft von ursprünglich fünf Millionen Menschen seit 1950 drastisch reduziert hat, stieg der durchschnittliche Ertrag pro Hektar deutlich an. Beim Weizen erhöhte er sich von 18,5 auf 78,3 Dezitonnen (100 Kilogramm) und eine Kuh gibt heute unglaubliche 8.291 Liter Milch pro Jahr.
In Deutschlands Ställen werden so viele Tiere gemästet, dass rund ein Fünftel mehr Fleisch produziert wird als im Land selbst verzehrt wird. Der Selbstversorgungsgrad liegt aktuell bei 117,7 Prozent und das im Inland nicht benötigte Fleisch wird exportiert. Sein Maximum hatte der Selbstversorgungsgrad im Jahr 2015 mit 120,2 Prozent erreicht. Zum Vergleich: Noch im Jahr 2000 kam Deutschland nur auf einen Selbstversorgungsgrad von 89,1 Prozent.
Viel Technik und eine höhere Effizienz prägen die moderne Landwirtschaft
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg konnte ein Bauer in Deutschland nur zehn Menschen ernähren. Heute, siebzig Jahre später, sind es 135. Möglich wurde dies nur, weil viel Technik in Höfe und Ställe Einzug gehalten hat. Sie beginnt bei Hightech-Traktoren mit extrem hoher Leistung, geht über moderne Abschattungs- und Bewässerungssystem im Obstanbau bis hin zu einer permanenten Analyse der Chemie im Boden.
Auch für den Verbraucher hatten die Effizienzsteigerungen auf den Höfen drastische Konsequenzen. Gaben die Deutschen 1950 noch rund die Hälfte ihres Verdienstes für den Kauf von Essen und Trinken aus, liegt der Anteil heute nur noch bei bescheidenen 15 Prozent. Heute erwartet die Bevölkerung von ihren Landwirten allerdings mehr als nur akzeptable Qualität zu niedrigen Preisen.
Eine artgerechte Viehhaltung und eine faire Vergütung der Beschäftigten werden ebenso erwartet wie eine Reduktion der Emissionen. Dadurch kündigt sich erneut eine Wende im Bereich der Landwirtschaft an, denn statt mehr Masse zu verkaufen, setzen immer mehr Bauern darauf, ihren Kunden höherwertige Produkte zu bieten. Ein Indiz für diese Veränderung ist, dass inzwischen bereits jeder zehnte Hektar ökologisch bewirtschaftet wird.