Kaum noch zu bekommen sind in Russland seit dem Wochenende US-Dollar und Euro. Das ist nicht nur für jene Russen ein Problem, die ihre Ersparnisse vor dem starken Wertverfall des Rubels schützen wollen. Auch jene Unternehmen, die mit den Ländern der westlichen Welt bislang Handel betrieben haben, stehen inzwischen vor einem Scherbenhaufen.
Viele westliche Firmen haben ihre Bestellungen in Russland in der Zwischenzeit storniert. Damit brechen ebenfalls über Nacht Umsätze weg, für die in kurzer Zeit kein Ersatz gefunden werden kann. Mit den Abnahmeverträgen sind aber auch die mit ihnen verbundenen Sicherheiten hinfällig geworden.
Die russische Staatsbank ist deshalb dazu übergegangen, von den privaten Unternehmen zusätzliche Sicherheiten zu verlangen. Können diese nicht geleistet werden, werden die Kredite sofort zurückgefordert. Es liegt auf der Hand, dass viele der betroffenen Firmen weder über zusätzliche Sicherheiten noch über die Fähigkeit verfügen, ihre Kredite schnell wieder zurückzuzahlen.
An diesen Punkten profitiert Putin mittelbar sogar von den Sanktionen
Einmal in diese Zwickmühle geraten, haben viele russische Unternehmen nur noch die Möglichkeit, Betriebseigentum an die Zentralbank zu übertragen. Will diese es verwerten, so findet sich derzeit kaum ein Käufer. Vor diesem Hintergrund ist zu erwarten, dass viele Unternehmen über kurz oder lang in jenen ineffizienten staatskapitalistisichen Strukturen landen werden, die vom Kreml kontrolliert werden.
Aber nicht nur die Unternehmer sind betroffen. Ihre Arbeiter und Angestellten sind es auch. Überweisungen in das Ausland sind kaum mehr möglich und damit wird der Nachschub an Ersatzteilen und Vorprodukten aus dem westlichen Ausland schnell austrocknen. Das wird die Preise in die Höhe und viele Russen in die Armut treiben.
Es ist das Ziel der westlichen Sanktionen, Russland zu isolieren. Zwar sollen vorwiegend Wladimir Putin und seine Mitstreiter getroffen werden, doch nicht nur die politische und wirtschaftliche Elite im Land wird betroffen sein. Die breite Bevölkerung wird es ebenfalls sein. Möglicherweise ist dem russischen Präsidenten dies gar nicht so unrecht, denn eine durch Maßnahmen des Auslands leidende Bevölkerung ist leichter mit Druck und patriotischen Appellen gefügig zu halten, als Menschen, denen es an nichts fehlt.