Die hohe Inflation des letzten halben Jahres hat durch den Krieg in der Ukraine nochmals eine erhebliche Verschärfung erfahren. Mit ihr steigt nicht nur der Druck auf die Portemonnaies der Bürger, sondern auch die Forderung nach höheren Löhnen und Gehältern als Ausgleich für die stark gestiegene Teuerung.
Eine Stimme, die sich für Lohnanpassungen aussprach, ist die von Marcel Fratzscher. Er ist der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). In einem Interview mit dem Deutschlandfunk erklärte Fratzscher, dass er Lohnanpassungen als Ausgleich für die stark gestiegenen Preise als „absolut notwendig“ ansieht.
Gleichzeitig warnte der DIW-Präsident auch vor einer Lohn-Preis-Spirale, die zu einer Stagflation führen könnte, also einer anhaltend hohen Inflation bei gleichzeitig recht schwachem Wachstum. Eine solche hatten die westlichen Länder zuletzt in den 1970er Jahren erlebt.
Inflationsausgleich und eine widerstandsfähigere Globalisierung
Notwendig sei ein Inflationsausgleich bei Löhnen und Gehältern, „damit der Konsum weiterhin aufrechterhalten werden kann“, erklärte Marcel Fratzscher. „Denn wenn das nicht passiert, dann werden die Unternehmen Schwierigkeiten bekommen. Die Arbeitslosigkeit wird steigen, und dann kommen wir in eine Spirale aus immer schwächerem Wachstum und hoher Inflation.“
Der DIW-Präsident begrüßt daher gezielte Maßnahmen der Politik wie die Energiepauschale für jeden Beschäftigen von 300 Euro. Populistischen Maßnahmen wie eine Bremse für die Spritpreise oder einem Zuschuss zum Benzinkauf erteilte er jedoch eine klare Absage, weil diese Maßnahmen am Ende nur den großen Mineralölkonzernen zugute kommen.
Erforderlich ist jedoch ein Umdenken im internationalen Handel. „Wir haben bisher eine Globalisierung, die völlig blind war, mit welchem Land man handelt, man hat nur auf Kosten, auf Effizienz geachtet“, kritisiert Marcel Fratzscher. In Zukunft müssen Lösungen gefunden werden, welche die Globalisierung klüger und widerstandsfähiger machen können. Dabei gelte es, die Produktion nicht nur auf einen, sondern auf mehrere Standorte zu verteilen und auch wieder mehr in Europa zu produzieren.