Als Bärenmärkte werden an den Finanzmärkten jene Phasen bezeichnet, in denen die Börsen den Rückwärtsgang einlegen und um mehr als 20 Prozent fallen. Die aufkommende Corona-Pandemie führte die Aktienmärkte weltweit im Frühjahr 2020 in einen weiteren Bärenmarkt. Es war allerdings der kürzeste der Geschichte.
So schnell wie nie zuvor waren die Verluste wieder aufgeholt und vor allem viele Profis wurden auf dem falschen Fuß erwischt, weil sie im Anschluss an die erste größere Abwärtsbewegung in der zweiten Hälfte des Jahres noch eine zweite erwartet hatten. Dass sie nicht kam, lag vor allem an den Privatanlegern.
Diese habe die Börse 2020 für sich entdeckt, die stark gefallenen Kurse als gute Kaufgelegenheiten wahrgenommen und zugegriffen. Obwohl 2020 zu großen Teilen durchaus als ein Krisenjahr zu werten war, flossen am Ende nicht Mittel ab, sondern die Anleger legten 187 Milliarden US-Doller neues Geld an den Aktienmärkten an.
2021 ist die Kauflust ungebremst
War 2020 in dieser Hinsicht schon ein bemerkenswertes Jahr, so brechen in diesem Jahr alle Dämme, denn bis zum Ende des ersten Halbjahrs flossen nach einer Aufstellung von Goldman Sachs netto 517 Milliarden US-Dollar in Aktien und Aktienfonds. Sollte die Kaufbereitschaft auch in der zweiten Jahreshälfte anhalten, würden 1,035 Billionen US-Dollar an frischem Kapital in die Aktienmärkte fließen.
Der Zufluss wäre in diesem Fall, wie die Bank of America berechnet hat, höher als in den vergangen 20 Jahren zusammen. Bei dieser anhaltenden Kauflaune wundert es nicht, dass auch viele Unternehmen derzeit neu an die Börse drängen und sich das Geld der Anleger sichern.
Beides, die Kauflaune der privaten Anleger und die hohe Anzahl an Neuemissionen erinnert sehr stark an die späten 1990er Jahre. So wie damals stehen auch heute wieder die Wertpapierkredite auf einem neuen Rekordhoch. Es werden somit nicht nur sehr viele Aktien gekauft, sondern dies geschieht auch zu einem sehr hohen Anteil mit geliehenem Geld.
Versetzt die Inflation der Euphorie den Todesstoß?
Derartig überhitzte Marktphasen pflegen allerdings nicht ewig anzuhalten und gerade die Anleger, die auf Kredit spekulieren, könnten schnell unter Druck kommen, sobald sich die Kurse gegen sie entwickeln. Da viele Anleger neu an der Börse sind und derartige Pendelbewegungen noch nicht erlebt haben, könnte sich ein stärkerer Verkaufsdruck leicht in eine allgemeine Panik steigern.
Ob es am Ende so kommen wird, bleibt abzuwarten. Die klassischen Bestandteile eines massiven Börsencrashs sind aber bereits vorhanden und eine Mischung aus steigender Inflation und in ihrer Folge steigenden Zinsen könnten der Knethaken sein, der die Rezeptur zu einer für viele Anleger ungenießbaren Teig zusammenrühren kann.