Kryptowährung sind sehr volatile Assets und schon aus diesem Grund spekulativ. Es kam schon vor, dass mein persönliches Krypto-Depot über Nacht -25% tiefer oder aber +30% höher stand. Wer das nicht aushalten kann, sollte hier nicht investieren. Oder wie es in einem alten deutschen Sprichwort ganz richtig heißt: „Wem es in der Küche zu heiß ist, der sollte nicht Koch werden!“.
Die hohe Volatilität der Kryptowährungen hat dabei gute Gründe. Erstens handelt es sich um eine brandneue Asset-Klasse, der Bitcoin – als „Mutter aller Kryptowährungen“ – feierte den Tag seiner Geburt bekanntlich erst am 3. Januar 2009. Damit ist er inzwischen der Teenager unter den Kryptowährungen. Dagegen erblickte die Nummer 2, Ethereum (ETH), erst 2015 das Licht der Welt.
Die meisten weiteren Coins/Tokens sind daher heute maximal vier bis fünf Jahre alt. Somit fehlt hier eine Historie, was zu Unsicherheit und damit starken Kursschwankungen führt. Ferner ist der Krypto-Markt zwar rasant gewachsen, eine Marktkapitalisierung von knapp zwei Billionen US-Dollar ist jedoch in Relation zu anderen Märkten noch immer winzig. Ich könnte noch viele weitere Probleme aufzählen – zum Beispiel den hohen Energieverbrauch – aber diese sind ja inzwischen allgemein bekannt.
Schon Kostolany wusste: „Nicht die Nachrichten machen die Kurse!“
Obwohl ich ein „Schüler“ des großen André Kostolany bin, weiß ich natürlich, dass dieser wohl in so spekulative Assets wie Kryptowährungen nicht investiert hätte. Dennoch gelten viele Dinge, die er über den Aktienmarkt gesagt hat, allgemein für Märkte. Ein Beispiel hierfür ist sicherlich sein Spruch: „An der Börse gemachtes Geld ist immer Schmerzensgeld; erst kommen die Schmerzen, dann das Geld!“.
Ein weiteres Bonmot von ihm war: „Nicht die Nachrichten machen die Kurse, sondern die Kurse die Nachrichten!“. Natürlich stimmt das nicht immer, aber doch meistens. Klar, wenn es mal eine überraschend positive oder negative Nachricht gibt – heute beispielsweise das Übernahmeangebot für zooplus – kann eine solch überraschende Nachricht die Kursentwicklung mal sehr stark beeinflussen.
Aber oft ist es tatsächlich so, dass die Journalisten sich die Kursentwicklung anschauen und dann natürlich eine Begründung für steigende oder auch fallende Kurse benötigen. Dann werden für einen fallenden DAX neue Inflationssorgen ausgemacht, die bei einem am nächsten Tag wieder steigenden DAX wohl über Nacht verflogen sind. Nur um am wiederum nächsten Tag wieder neu zu entflammen, weil der DAX wieder etwas fällt.
Zwei Themen, die zurzeit aufgebauscht werden!
Womit ich endlich zum Hauptthema meiner heutigen Kolumne kommen kann, nämlich: Zwei Themen, die zurzeit aufgebauscht werden. Eines dieser Themen ist dabei prinzipiell eher positiv und kann somit zur Erklärung steigender Kurse herangezogen werden. Das anderer dagegen ist prinzipiell eher negativ und dient daher gerne zur Erklärung negativer Kurse. Aber wovon schreibe ich hier eigentlich?
Nun, beginnen wir mal mit dem negativen Thema. Dabei geht es um das aktuellste US-Infrastrukturpaket, das inzwischen bekanntlich vom Senat und somit auch mit Unterstützung der oppositionellen Republikaner verabschiedet wurde. Denn in diesem Paket ist ein Passus enthalten, dass die Besteuerung von mit Kryptowährungen erzielte Kursgewinne verbessern soll.
Konkret geht es darum, dass Krypto-Börsen zukünftig bestimmte Daten automatisch an die US-Finanzbehörden (Internal Revenue Service, kurz: IRS) übermitteln sollen, so dass diese entsprechend anfallende Steuern einziehen können. In manchen Medien wurde dies so dargestellt, als ob damit den Krypto-Anlegern selbst massive Berichtspflichten auferlegt würden, was jedoch definitiv nicht der Fall ist.
Auch die Krypto-Miner dürften, anders als teilweise dargestellt, damit keine großen Probleme haben. Wobei sich der Bitcoin (BTC) selbst, als „Mutter aller Kryptowährungen“, ohnehin solchen Regelungen entzieht. Denn zwar ist er nicht, wie oft fälschlicherweise behauptet, anonym. Aber eben doch pseudonym. Wenn sich die Bitcoin-Miner daher weigern würden entsprechende Regeln umzusetzen, müsste das wohl hingenommen werden.
Aber natürlich eignet sich dieses Thema sehr gut zur Begründung von fallenden Kursen an den Krypto-Märkten. Dabei geht es hier wirklich um fast nichts. Denn das Steueraufkommen, dass sich der US-amerikanische Staat durch diese neuen Regeln verspricht, wird auf maximal 56 Milliarden US-Dollar auf Sicht von zehn Jahren beziffert. Wahrscheinlich ist es sogar weniger, die Postbank kalkuliert beispielsweise mit „nur“ 28 Milliarden US-Dollar über zehn Jahre.
Aber ob nun 28 oder 56 Milliarden US-Dollar, beides ist irrelevant. Denn nur mal zum Vergleich: Die US-Notenbank Federal Reserve druckt derzeit jeden Monat weit über 100 Milliarden US-Dollar an frischem Geld. Die US-Banken werden derzeit daher so mit US-Dollar überflutet, dass sie inzwischen jeden Tag rund eine Billion US-Dollar an die Notenbank zurückgeben, weil sie keine Einsatzmöglichkeiten für dieses Geld finden (Reverse Repo).
Der gesamte Krypto-Markt ist inzwischen wieder – aufgrund der Kurserholung nach der Korrektur von Mai bis Juli – knapp zwei Billionen US-Dollar schwer. Selbst 56 Milliarden US-Dollar an Steuern über zehn Jahre und damit nicht einmal sechs Milliarden US-Dollar pro Jahr würde also nur einen Abzug von knapp drei Promille (0,03%!) der Marktkapitalisierung zur Begleichung von Steuern im Jahr bedeuten. Damit Sie mal die Relationen verstehen!
Das zweite Thema, das eher aus dem Hut gezaubert wird, wenn es aufwärts geht, ist dann ein deutsches Thema. Denn in Deutschland dürfen seit kurzem spezielle Fonds bis zu 20% ihrer Gelder in Kryptowährungen investieren. Auf Anfrage von Pressevertretern sagten zwar alle Verantwortlichen bei den verschiedenen Fondsgesellschaften, dass sie dies kurzfristig gar nicht vorhaben. Aber sie könnten ja…
Natürlich ist dieses Thema grundsätzlich auch positiv, denn damit könnte die Nachfrage belebt werden. Da Kryptowährungen zumeist im Angebot begrenzt sind, führt eine steigende Nachfrage in der Regel zu steigenden Kursen. Nur… leider ist Deutschland nicht gerade der Nabel der (Finanz)Welt. Vielmehr wird diese ganz klar von angelsächsischen Anlegern (Briten und Amerikanern) dominiert, wobei die Asiaten stark aufgeholt haben.
Obwohl die Krypto-Märkte noch sehr neue Märkte sind, gilt dies auch hier. Insofern hat eine solche Gesetzesänderung in Deutschland auf die globalen Krypto-Märkte natürlich kaum Auswirkungen. Obwohl die beiden Themen daher tatsächlich einmal negativ und einmal positiv zu werten sind, wird ihre Bedeutung leider aufgebauscht. Was sicherlich auch zur sehr hohen Volatilität der Kryptowährungen beiträgt.
Fazit: Cool bleiben, nicht verrückt machen lassen
Lassen Sie sich daher von den Medien nie verrückt machen, denn es wird tatsächlich nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Dies gilt auch für Themen wie den Kimawandel, wobei ich darauf an dieser Stelle jetzt nicht mehr näher eingehen möchte. Vielmehr wünsche ich Ihnen ein schönes und geruhsames Wochenende. Vielleicht machen Sie es ja wie ich und nutzen das schöne Wetter zum grillen. ;)