Verschwiegene Schweizer Banker hatten über Jahre hinweg einen sehr guten Ruf. Dieser ist in der Zwischenzeit allerdings arg beschädigt worden und auch die neuen Enthüllungen des internationalen Journalistennetzwerks Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) lassen nicht erwarten, dass der Ruf, den die Banken in der Öffentlichkeit genießen, sich kurzfristig verbessert.
Im Fokus steht dieses Mal die Credit Suisse. Anomyme Quellen haben dem Netzwerk Unterlagen zu mehr als 30.000 Konten des Bankhauses zugespielt. Die Recherchen der Journalisten aus 46 Medienhäusern, die am Sonntagabend publiziert wurden, ergaben, dass hinter ihnen 18.000 Kunden stehen.
Auf deutscher Seite am Netzwerk beteiligt ist die Süddeutsche Zeitung. Sie berichtet, dass die ihr vorliegenden Daten Einblicke in das Innerste der zweitgrößten Bank der Schweiz ermöglichen. Über viele Jahre hinweg habe die Credit Suisse ungeniert selbst umstrittene Personen als Kunden akzeptiert.
Im Zweifel immer für das eigene Geschäft
Zu ihnen zählen korrupte Autokraten ebenso wie mutmaßliche Kriegsverbrecher und umstrittene Geheimdienstchefs. Aber auch Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle hatten keine Probleme, als Kunden von der Bank akzeptiert zu werden. Mehr noch: Die bestehende Geschäftsbeziehung wurde von der Credit Suisse auch dann noch weitergeführt, wenn der Bank längst klare Erkenntnisse darüber vorlagen, dass sie es mit Straftätern zu tun hatte.
Die Credit Suisse wies die Vorwürfe umgehend zurück und erklärte, rund 90 Prozent der beanstandeten Konten seinen in der Zwischenzeit geschlossen worden oder befinden sich bereits im Prozess der Schließung. Dies sei in 60 Prozent aller Fälle bereits vor dem Jahr 2015 geschehen. Die Bank wittert deshalb eine „konzertierte Aktion mit der Absicht, den Schweizer Finanzplatz in Verruf zu bringen“.
Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen müssen, welche der beiden Sichtweisen die zutreffendere ist. Ein Unschuldslamm war die Credit Suisse in der Vergangenheit jedoch nicht. Das Institut war seit dem Jahr 2000 in zahlreiche Skandale verwickelt und wurde in diesem Zeitraum zu Strafzahlungen von mehr als zehn Milliarden US-Dollar verdonnert.
Aktuell muss sich die Bank vor Gericht dafür verantworten, einem bulgarischen Drogenkartell bei der Geldwäsche geholfen zu haben. Die Credit Suisse bestreitet auch diesen Vorwurf. Das Strafverfahren hat die Staatsanwaltschaft vor ziemlich genau 14 Jahren eröffnet. Seit Anfang Februar wird der Fall in Bellinzona vor Gericht verhandelt. Die Schweizer Staatsanwaltschaft wirft dem Drogenkartell und der Bank vor, die Erlöse aus dem Kokainhandel in kleinen Noten abgepackt, nach Zürich gebracht und bei der Credit Suisse am Paradeplatz gewaschen zu haben.