Ich habe zuletzt an dieser Stelle intensiv über den Start der Bitcoin (Futures) ETFs in den USA berichtet. Eben diese ETFs dürften dafür verantwortlich sein, dass es zuletzt zu zwei kleineren „Flash Crashs“ bei der „Mutter aller Kryptowährungen“ kam. Da insbesondere der zweite „Flash Crash“ am gestrigen Donnerstagabend nur den Bitcoin betraf, kann man davon ausgehen, dass die Futures hierfür verantwortlich waren.
Allerdings gibt es auch bereits Futures auf Ethereum (ETH), die sogenannten Ether Futures (denn das Projekt heißt zwar Ethereum, die zugehörige Kryptowährung jedoch nur Ether). Dagegen gibt es jedoch noch keine Ether (Futures) ETFs. Aufgrund der Tatsache, dass es unter den US-Symbolen BITO und BTFD inzwischen schon zwei Bitcoin Futures ETFs gibt, in die auch gleich eine Menge Kapital floss, verzeichneten diese zuletzt ebenfalls starke Mittelzuflüsse.
Warum aber sollen nun die Bitcoin Futures ETFs respektive die Bitcoin Futures für die beiden kleinen „Flash Crashs“ verantwortlich gewesen sein? Nun, ganz einfach. Weil am heutigen Freitag, dem 29. Oktober 2021, der aktuelle Oktober-Kontrakt ausläuft. Die ETFs aber machen ja in erster Linie nichts anderes wie Geld von Anlegern einsammeln und in die Futures investieren, wobei die kurzen Laufzeiten schon aus Sicherheitsgründen bevorzugt werden.
Denn Kryptowährungen wie eben der Bitcoin sind sehr volatil. Man kann heute noch kaum abschätzen, wo der Kurs in acht oder zehn Monaten liegen wird. Zwar ist das selbst auf Sicht eines Monats schwierig. Aber es ist doch etwas leichter als weiter in die Zukunft zu blicken. Das meinte ich damit, als ich gerade schrieb, dass aus „Sicherheitsgründen“ die kurzen Laufzeiten bevorzugt werden.
Nun aber zurück zum aktuellen Oktober-Kontrakt. Dieser läuft heute Abend um 22:00 Uhr deutscher Zeit aus. Um diese Zeit kommt es also zum Settlement. Für die Bitcoin Futures ist ein Cash Settlement vorgesehen, dass heißt mit Auslaufen des Kontraktes erhalten die Anleger Cash, und zwar in Form von US-Dollar. ETFs müssen diese US-Dollar nun zügig wieder in (andere) Bitcoin Futures investieren, also reinvestieren (diesen Prozess nennt man „rollen“).
Da bekannt ist, dass heute Abend um 22:00 Uhr der aktuelle Kontrakt ausläuft, insbesondere die ETFs aber mit US-Dollar wenig anfangen können, dürften sie schon damit begonnen haben in andere Kontrakte, zum Beispiel den November-Kontrakt, zu rollen. Das heißt man hat Oktober-Kontrakte ver- und dafür November- oder Dezember-Kontrakte verkauft. Diese Verkäufe dürften den Bitcoin dann kurzfristig belastet haben.
Da es noch keine Ether Futures gibt, haben wir hier einen solchen Abgabedruck von der Futures-Seite her nicht gesehen. Was jetzt ein schöner Übergang zum eigentlichen Thema meiner heutigen Kolumne ist…
Spekulationen über baldige SEC-Zulassung des ersten Ether Futures ETF…
Denn nachdem die beiden Bitcoin Futures ETFs nun von der SEC abgesegnet wurden und gehandelt werden, konzentriert sich der Krypto-Space auf zwei weitere Themen. Zum einen wird darüber spekuliert wer den nächsten Bitcoin (Futures) ETF auf den Markt bringen wird, wobei dies aus meiner Sicht nicht so relevant ist. Denn ob man am Ende wirklich fünf, sechs oder zehn verschiedene Bitcoin Futures ETFs braucht, halte ich für fragwürdig.
Die zweite große Spekulation ist jedoch ob und wann der erste Ether (Futures) ETF von der SEC abgesegnet wird und auf den Markt kommt. Dies dürfte auch der Grund dafür sein, dass der Ether zuletzt eine so hohe relative Stärke zeigt. So steht der Ether ganz kurz davor neue Allzeithochs zu erklimmen. Sollte das gelingen, wäre dies ein starkes charttechnisches Kaufsignal.
Ja, konkret ist ein Allzeithoch sogar das stärkste charttechnische Kaufsignal, das es gibt. Was ja auch logisch erscheint. Schließlich bedeutet ein Allzeithoch, dass kein Anleger – wann immer er auch gekauft hat – mit seiner Position in Schieflage ist. Hinzu kommt dann auch noch die Gegenseite. Alle Shorties liegen schief und müssen daher – erst recht, wenn die Kursrally weitergeht, nach und nach ihre Positionen covern und treiben den Kurs damit weiter an.
Bitcoin wird wahrscheinlich weiter steigen, Ether aber noch stärker
Noch gibt es meines Wissens nach keine Anträge bei der SEC auf Zulassung eines Ether (Futures) ETF. Dies dürfte aber, gerade auch nach den großen Erfolgen der Bitcoin Futures ETFs, nur noch eine Frage der Zeit sein. Wie die SEC hier eine Ablehnung begründen möchte, erschließt sich mir auch nicht. Insofern gehe ich auch davon aus, dass die SEC diese zügig durchwinken dürfte.
Damit aber würde dann wohl ebenfalls viel Kapital in diese Ether (Futures) ETFs fließen und den Kurs von Ether antreiben. Kurzfristig gehe ich daher davon aus, dass der Bitcoin wohl bald weiter steigen wird, Ether aber noch stärker. Mittel- bis langfristig halte ich bekanntlich ohnehin noch mehr von Ethereum als von Bitcoin, wobei man auch Ethereum-Konkurrenten wie Solana (SOL) oder Avalanche (AVAX) im Auge behalten muss.
Fazit: Die Kryptos sind in der alten Finanzwelt angekommen – jetzt beginnt die Disruption!
Womit ich zum heutigen Fazit meiner Kolumne kommen kann – und ich fasse mich hier bewusst kurz. Schon länger hat die alte Finanzwelt die Kryptos, die sie zunächst noch skeptisch beäugte, für sich entdeckt. Mit Zulassung der ersten Bitcoin Futures ETFs sowie bald wohl auch der ersten Ether Futures ETFs sind zumindest Bitcoin und Ether(eum) in der alten Finanzwelt angekommen.
Doch dies dürfte nur der Anfang sein, der Anfang eines Siegeszugs. Zumal die alte Finanzwelt, die die Kryptos in ihre alten Produkte gießt, gar nicht versteht, was hier passiert. Am Ende nämlich werden es die Kryptos sein, die für eine massive Disruption in dieser Branche sorgen werden. Das geht so weit, dass man in nicht allzu ferner Zukunft keine Banken und keine Börsen mehr brauchen wird. Ich freue mich auf diese schöne neue Welt!
Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich ein schönes Wochenende.