Eine Dekarbonisierung ohne Kupfer ist so realistisch wie ein Wassermolekül ohne Wasserstoff. Kein anderer Rohstoff ist in der Lage, das Kupfer zu ersetzen, denn sollen die CO2-Emissionen zurückgedrängt werden, so wird dies nur mit dem verstärkten Einsatz von Elektrizität gelingen.
Dass Fahrzeuge mit Elektromotoren mehr Kupfer benötigen als bisher, ist inzwischen bekannt. Weitaus weniger bekannt ist, dass unsere Stromnetze neuen Anforderungen genügen müssen, denn bislang wurde der Strom zentral erzeugt und dann dezentral verteilt.
Dieses Prinzip wird durch die Energiewende grundlegend verändert. Je mehr Strom in Zukunft in Solarzellen und mit Windrädern erzeugt wird, desto dezentraler wird die Stromerzeugung. Ein dezentraler Verbrauch wird dabei auf eine dezentrale Erzeugung treffen.
Deutschlands Stromnetz muss massiv ausgebaut werden
Auf diese neuen Anforderungen ist unser Stromnetz nicht vorbereitet. Seine Kapazität reicht nicht aus, um im großen Stil die benötigten Strommengen von den Produktionsorten bis an die Stellen des jeweiligen Verbrauchs zu bringen. Zwar wird der Strom in den großen Überlandleitungen durch Aluminiumleitungen transportiert, doch in den Städten und auf den letzten Meilen kommt Kupfer zum Einsatz.
Deshalb wird an dieser Stelle zwangsläufig ein größerer Kupferbedarf entstehen. Benötigt wird das rote Metall nicht nur für die Leitungen selbst, sondern auch für die Infrastruktur, mit der das Stromnetz betrieben wird, also für Transformatoren, Frequenzumrichter und Schaltanlagen.
Schon heute werden weltweit 29 Prozent des geförderten Kupfers zu Kabel verarbeitet. Die Energiewende wird diesen Prozess weiter vorantreiben. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs erwarten daher, dass der Preis für eine Tonne Kupfer schon im Jahr 2025 bis auf 15.000 US-Dollar angestiegen sein wird. Das wäre gegenüber dem aktuellen Preis ein Plus von 5.000 US-Dollar.