Wieviel Sorgen müssen wir uns nach aktuellem Kenntnisstand machen? Ich meine überhaupt – nicht nur wenn’s um unser Geld geht. Denn die Frage betrifft nicht einzelne Regionen, Länder oder Gruppen von Menschen, sondern gilt global und für uns alle.
Kürzlich fiel mir eine aktuelle Problemliste der Immobilien Investment Akademie auf, die noch mehr einzelne Punkte zusammenträgt, als ich sie selbst seit Wochen verwende. „Die kommenden Zeiten werden ungemütlich“, heißt es dazu. Denn viele Krisenthemen strömen gleichzeitig auf uns ein. Nicht als theoretische Möglichkeit, sondern bereits real und an vielen Stellen deutlich wahrnehmbar. Dann klingt’s total dramatisch: „Noch nie hatten wir seit 1945 eine solche Zuspitzung. Gleich 8 verschiedene kritische Themen treffen zusammen – ein explosives Gemisch“:
- Energiekrise, Gas, Strom & Co.
- Lieferketten, Personalengpass & Streiks
- Inflation – Zinsen und Stagflation
- Politik – Bürokratie (und ein teils nicht mehr funktionierender Staat / Verwaltung)
- Covid-Pandemie / Maßnahmen (Erwartung Winter 22/23)
- Ukraine-Krieg + aktueller Wirtschafts- und Cyberkrieg
- Geopolitische Verschiebungen (Europa / EU – China – Russland – Indien- Arabien, Klimakrise und Fertigstellung der Seidenstraße)
- Finanzkrise / Verschuldungsgrade / Staatsdefizite / Euro-Schwäche
Meine Ehefrau kriegt die Aufzählung am Rande mit und fragt (ziemlich gelassen), ob da nicht stark übertrieben wird. Wir diskutieren. Dabei werde ich an einen meiner Lieblingsschriftsteller erinnert – konkret: Ephraim Kishon mit seiner Satire „Karriere beim Fernsehen“. Darin schilderte er eine „große Wende“ (hier ein kurzer Auszug):
Kishons Satire und die Medien
Ein Kind trat auf Kishon zu (irgendwo in der Stadt), hielt ihm ein Mikrophon vor den Mund und fragte ihn nach meiner Meinung über die Lage. Kishon antwortete: „Kein Anlass zur Besorgnis.“ Wieder zurück daheim beim Abendessen ertönte plötzlich ein markerschütternder Schrei aus dem Kinderzimmer. Gleich darauf erschien sein Knabe Amir in der Tür, zitternd vor Aufregung. „Papi!“ stieß er hervor. „Im Fernsehen… Papi… du warst im Fernsehen…!“ Er begann unartikuliert zu jauchzen, erlitt einen Hustenanfall und brachte kein Wort hervor. Der Arzt, den wir sofort herbeiriefen, wartete gar nicht erst, bis er ins Zimmer trat. Schon auf der Stiege brüllte er: „Ich hab‘ Sie gesehen! Ich hab‘ gehört, was Sie im Fernsehen gesagt haben! Kein Anlass zur Besorgnis!“ (Was dann geschah, kann nur ein glänzender Satiriker schildern:) Dankesanrufe, auch vom Sprecher des Parlaments, Nachbarn drängten sich in die Wohnung, auf der Straße hörte er hinter seinem Rücken „Da geht er… Ja, das ist er… Kein Anlass zur Besorgnis…Er hat es im Fernsehen gesagt…“ Und die Verkäuferin eines Zigarettenladens riss bei seinem Eintritt den Mund auf, japste nach Luft und fiel in Ohnmacht. Soweit Kishon.
Was wäre, wenn …?
Kein Anlass zur Besorgnis? Ich sehe genug Anlässe zu großer Sorge, gebe als alter Börsen-Bulle aber die Hoffnung nicht auf, dass vieles gut (zumindest besser) wird – früher oder später. Die Zeit ist ein Faktor, der besonders schwerwiegend ist, weil sich negative Entwicklungen zuspitzen und verstärken. Gleichzeitig erleben wir gefährliche politisch-wirtschaftliche Interdependenzen in einem ungeheuren Ausmaß – und die Kontinente übergreifend.
Krisen, Kriege, Katastrophen – was wäre, wenn …? Versuchen wir uns einmal vorzustellen, was möglich wäre (und zwar umgehend, zumindest zügig), wenn der Ukraine-Krieg durch diplomatische Lösungen beendet würde. An oberster Stelle stünden die humanen Seiten des Friedens und der Wiederaufbau zerstörter Städte. Aber schon dann folgt das, was man in der Wirtschaft die Reparatur der zerstörten Lieferketten nennen würde. Ein wiederbelebter Welthandel hätte anschließend unter anderem eine bessere Versorgung extrem armer Völker mit Lebensmitteln zur Folge. Getreide für Afrika! Dazu käme eine umgehende Normalisierung des Exports von Energie- und Industrierohstoffen.
Der Zwang zur Problemlösung
Ohne auf viele Einzelaspekte einzugehen – es gibt übergeordnete Zwänge, die unsere Zuversicht nähren sollten. Denn nach der noch nicht überwundenen Corona-Pandemie, die gerade hierzulande wieder zunehmende Sorgen bereitet, hat uns die russische Aggression innerhalb weniger Monate klargemacht, dass die Welt Frieden und gemeinsame Weiterentwicklung aller Nationen braucht: Es ist die Aufgabe dieses Jahrtausends, die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten zu sichern und möglichst rasch zu verbessern. Nie zuvor hat es so viele und gravierende Fehlentwicklungen mit globalen Folgen gegeben. Wie nie zuvor sind inzwischen aber auch überall Maßnahmen zumindest eingeleitet worden, die sich aktiv mit Klima- und Umweltschutz befassen, die Wasserversorgung verbessern, alternative Energien einsetzen, das Abfallproblem verringern usw.usw.usw.
Sind die sich häufenden, größer werdenden Naturkatastrophen auf der ganzen Welt (Dürren, Überschwemmungen, Brände) nicht wie ein Hinweis für die Menschen, wo es langgehen muss?! Doch, denn es gibt schier unendlich viele Anlässe zur Besorgnis. Aber wir wissen, was getan werden muss. Das sollte uns Mut machen.