Der Klimaschutz ist etwas Tolles, solange ihn die anderen bezahlen, wer immer die anderen im Zweifelsfall sein mögen. Innerhalb der Diskussion um die Klimaziele ist allgemein anerkannt, dass energieintensive Aktivitäten, die zu einem höheren CO2-Ausstoß führen, in Zukunft verteuert werden sollen.
Alles hat bekanntlich seinen Preis. So weit so gut – oder besser gesagt – so schlecht, denn aktuell wird die in dieser Denkweise verankerte Logik der steten Verteuerung von fossiler Energie durch die stark steigenden Energiepreise nochmals besonders deutlich. Auch ohne den grundlegenden Anstieg der Preise für Öl, Gas und Kohle wären die Rechnungen für Strom und Heizung in diesem Winter durch die neuen CO2-Abgaben höher ausgefallen als in der vergangenen Heizsaison.
Nun drohen beide Effekte zusammenzukommen: Das Angebot an Öl und Gas ist knapp, die Nachfrage hoch, und weil es die Klimapolitik es so will, kommt obendrauf noch die zusätzliche Abgabe für das CO2. Fehlt nur noch, dass der nächste Winter ein recht kalter Vertreter seiner Zunft sein wird.
Dass ausgerechnet die Politiker, die es eigentlich gewöhnt sind, sich permanent ungeniert an den Portemonnaies ihrer Bürger zu vergreifen, nun um diese besorgt sind, ist rührend, fast schon herzergreifend. Von Weitsicht zeugen die gemachten Aussagen allerdings nicht.
Die Politik hält die Inflation immer noch für temporär, obwohl sie sie selbst mächtig anheizt
Denn während insbesondere der französische und spanische Finanzminister auf einem Treffen mit den anderen 25 EU-Finanzministern in Luxemburg auf gemeinsame Maßnahmen drängten, um dem „brutalen“ Anstieg der Erdgaspreise in Europa zu begegnen, ist die Ministerrunde weiterhin der Ansicht, der Anstieg der Inflationsrate sei temporär.
Aber mal ehrlich, war es nicht abzusehen, dass die Kraftwerksbetreiber die neuen CO2-Abgaben über den Strompreis an ihre Kunden weitergeben würden? War es nicht naheliegend, dass sie, wenn technisch möglich, von der besonders verteufelten und damit teuren Kohle auf das preiswertere Gas umsteigen würden? Konnte niemand ahnen, dass dies zu einer höheren Nachfrage und damit bei gleichem Angebot zu höheren Preisen führen würde?
Einen Fehler einmal zu machen, sei den Damen und Herren verziehen. Aber ein zweites und drittes Mal unbelehrbar in die gleiche Falle zu tappen, kann kaum als besonders clever gelten. Deshalb wäre es vielleicht angebracht, einmal intensiv darüber nachzudenken, wie die Menschen in Europa in den kommenden Monaten mit der stark gestiegenen Inflation umgehen werden?
Werden sie diese einfach hinnehmen, wie ein Naturereignis, dem man nicht ausweichen kann? Oder werden sie im nächsten Jahr deutlich höhere Löhne und einen Inflationsausgleich von ihren Arbeitgebern für sich fordern und damit die klassische Lohn-Preis-Spirale in Gang setzten?
Fragen über Fragen, aber was bleibt den Menschen schon anderes übrig, wenn die Antworten der Politiker so dürftig und hilflos ausfallen?