Der ehemalige Bundesbankpräsident Ottmar Emminger warnte vor der Inflation einmal mit den Worten: „Wer mit der Inflation flirtet, wird von ihr geheiratet.“ Auf die heutige Zeit angewendet führt seine Mahnung schnell zu der Frage, flirtet die Europäische Zentralbank noch mit der Inflation oder ist der Bund der Ehe schon längst geschlossen?
Vermutlich Letzteres dürfte der Fall sein, denn der beständige Blick auf die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichen Zahlen zur Verbraucherpreisentwicklung suggeriert, dass das Problem erst seit etwas mehr als einem halben Jahr akut ist. Schaut man hingegen auf die Entwicklung der Geldmenge M3 wird deutlich, dass das Liebäugeln mit der Geldentwertung schon sehr viel früher begonnen hat.
Allein seit dem Beginn des Jahres 2020 stieg die Geldmenge M3 gemäß den offiziellen Zahlen um über 18 Prozent. Begründet wurde dieser Anstieg mit dem Auftreten des Corona-Virus. Ob diese Argumentation berechtigt war oder nicht, lassen wir einmal dahingestellt sein. Fakt ist, dass anschließend ebenfalls mit Hinweis auf das ominöse Virus, die Wirtschaft in den Lockdown geschickt und damit massiv heruntergefahren wurde.
Corona und die Folgen: Eine extrem ausgeweitete Geldmenge trifft auf eine abrupt heruntergefahrene Weltwirtschaft
Nun stellt sich die Frage, welche andere Folge es haben soll, als die Preise massiv steigen zu lassen, wenn eine um über 18 Prozent gesteigerte Geldmenge auf eine Wirtschaft trifft, die zwar produzieren will, es aber nicht kann, weil man sie erst durch Lockdowns nicht lässt und der dann, wenn sie wieder produzieren darf, viele wichtige Rohstoffe und Vorprodukte fehlen.
Ist wirklich ein anderer Ausgang zu erwarten, als massiv steigende Preise, wenn eine ohnehin seit Jahren gesteigerte Geldmenge nochmals exzessiv gesteigert wird und dann auf eine bewusst eingeschränkte Produktion triff? Aber lassen wir uns an dieser Stelle nicht in das Corona-Boxhorn jagen.
Das Problem ist deutlich älter als das Virus, denn in den Jahren zwischen 1999 und 2020 ist die Geldmenge M3 in der Eurozone um etwa 211 Prozent von 4.667 auf 14.521 Milliarden Euro angestiegen. Die durchschnittlichen Nettoeinkommen wuchsen in der gleichen Zeit nur um knapp 56 Prozent.
Ein kleiner Unterschied und dieser feine Unterschied dürfte für einen großen Teil der sozialen Ungerechtigkeit und der sich daraus entwickelnden Spannungen, die in den kommenden Jahren noch auf uns zukommen werden, verantwortlich sein. Die aktuell bewusst herbeigeführte Spaltung der Gesellschaft in Geimpfte und Ungeimpfte könnte sich deshalb in der Rückschau als geradezu harmlos herausstellen im Vergleich zu dem Spaltungs- und Konfliktpotential, das die Inflation in sich trägt.
Oder anders formuliert: Geheiratet haben wir die Inflation schon. – Die Ehekrise kommt noch.