Offiziell ist China eine Volksrepublik, regiert wie im früheren Ostblock von einer allmächtigen kommunistischen Partei. Die Hälfte der Steuereinnahmen wird allerdings von privaten Unternehmen gezahlt. Sie erwirtschaften mittlerweile auch 60 Prozent des landesweiten Bruttoinlandsprodukts.
Gleichzeitig steht der Privatsektor für 70 Prozent aller technologischen Innovationen und stellt in den Städten 80 Prozent der Arbeitsplätze. Ein Ende dieser Entwicklung ist aktuell nicht in Sicht, denn von zehn neu geschaffenen Arbeitsplätzen entstehen neun derzeit in der Privatwirtschaft.
Damit ist das private Unternehmertum auch für die kommunistische Partei viel zu wichtig und bedeutsam, als dass es dauerhaft ignoriert werden könnte. Dennoch war gerade die jüngere Geschichte von zum Teil sehr drastischen regulatorischen Eingriffen in den Sektor gekennzeichnet.
Die Anleger reagierten entsetzt und das Misstrauen bleibt hoch
Die Börsen in Shanghai, Shenzhen und Hongkong reagierten umgehend und nicht nur die börsennotierten Bildungsunternehmen, welche die Regierung zur Gemeinnützigkeit verdammte, notieren heute deutlich niedriger als noch vor drei Monaten. Auch der Immobiliensektor ist betroffen und selbst die in den USA immer noch stark nachgefragten Technologiewerte stehen an den chinesischen Börsen massiv unter Druck.
Die Verluste betragen zum Teil mehr als fünfzig Prozent, im Bildungssektor sind die Abschläge teilweise noch deutlich höher. Viele Anleger befürchten weitere Eingriffe und machen um den chinesischen Aktienmarkt daher einen weiten Bogen. Das ist verständlich, könnte sich aber am Ende als unberechtigt herausstellen.
Im Oktober steht in der großen Halle des Volkes in Beijing der 20. Nationale Parteitag der KPC auf dem Programm und es liegt auf der Hand, dass Chinas politische Führung die Selbstinszenierung ihrer Herrschaft frei von störenden Misstönen genießen möchte.
Störfeuer etwa in Form von stark nachgebenden Börsenkursen, welche die Menschen im Land beunruhigen, werden unerwünscht sein, was gleichzeitig bedeutet, dass sich das Zeitfenster für weitere Regulierungsmaßnahmen der Regierung langsam wieder schließt und möglicherweise erst gegen Ende des Jahres wieder öffnet.