Deutschland hat eine alternde Bevölkerung. Allein dadurch ist aktuell und in den kommenden Jahren mit einem Anstieg der Sterbefallzahlen zu rechnen. Etwas abgemildert wird dieser Effekt durch die erhöhte Lebenserwartung der Bevölkerung. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hat errechnet, das im Zusammenwirken aus beiden Effekten pro Jahr eine erhöhte Sterblichkeit von ein bis zwei Prozent zu erwarten ist.
In den vergangenen beiden Jahren war jedoch eine deutlich höhere Sterblichkeit zu verzeichnen als in den Jahren vor 2019. Bereits im Jahr 2020 wurden fünf Prozent mehr Sterbefälle als im Jahr 2019 registriert. Ausgehend von den Todesfallzahlen des Jahres 2019 und dem kalkulierten Anstieg von ein bis zwei Prozent, wären 960.000 bis 980.000 Verstorbene für 2020 zu erwarten gewesen. Tatsächlich stieg die Zahl der Toten jedoch um fünf Prozent an.
Dieser Trend setzte sich im vergangenen Jahr weiter fort, denn im Vergleich zum Jahr 2019 stieg die Zahl der Sterbefälle in Deutschland um acht Prozent auf 1.016.899 Personen an. Eine ähnlich hohe Zahl an Toten hatte es im Bundesgebiet zuletzt im Jahr 1946 mit rund 1.001.600 Sterbefällen gegeben. Sie war durch die extrem schwierigen Lebensverhältnisse der frühen Nachkriegsjahre bedingt.
Nur ein Teil der Übersterblichkeit ist mit dem Corona-Virus zu begründen
Nur im Februar und März 2021 lagen die Sterbefallzahlen unter dem mittleren Wert der Vorjahre. In allen anderen Monaten war eine Übersterblichkeit zu verzeichnen. Sie war in den Monaten Januar, November und Dezember besonders stark ausgeprägt. Zu Beginn des Jahres im Januar war die Übersterblichkeit mit 25 Prozent über dem mittleren Wert der letzten vier Jahre am höchsten.
Sie wird vom Statistischen Bundesamt mit der zweiten Corona-Welle in Verbindung gebracht, da sich die zusätzlichen Sterbefälle mit den vom Robert-Koch-Institut gemeldeten Covid-19-Todesfällen weitgehend decken. Wobei allerdings unerwähnt bleibt, dass vom RKI nicht zwischen mit und an Covid-19 verstorbenen Toten unterschieden wird. Damit wird der Eindruck erweckt, dass die zusätzlichen Toten allein auf das Konto des Virus gehen, was zumindest zu hinterfragen ist.
Eine leichte Untersterblichkeit von minus zwei und minus sechs Prozent war in den Folgemonaten Februar und März zu verzeichnen. Den erneuten Anstieg der Todesfallzahlen um vier und sieben Prozent in den Monaten April und Mai bringt das Statistische Bundesamt wieder mit der dritten Corona-Welle in Verbindung.
Keine Hitze, kein Corona, trotzdem deutliche Übersterblichkeit im Herbst
Danach werden die Ausführungen absurd, denn das Amt erklärt die massiv erhöhten Zahlen aus dem Juni (+ 8 Prozent) mit einer Hitzewelle, wobei jeder, der sich noch ein wenig an den vergangenen Sommer erinnern kann, weiß, dass Hitze in den Monaten Juni bis August in Deutschland ganz gewiss nicht das Problem war. Dennoch lagen die Todesfallzahlen mit einem Plus von zwei Prozent leicht über dem Durchschnitt.
Für die massiv erhöhte Sterblichkeit im September und Oktober 2021, als die Todesfallzahlen um zehn und elf Prozent über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre lagen, bietet das Amt keine Erklärung. Erst für die Monate November und Dezember in denen die Todesfallzahlen um 21 und 22 Prozent anstiegen wird wieder auf die vierte Corona-Welle verwiesen.
Allerdings erklärt die jüngste Corona-Welle, die allgemein als weniger tödlich gilt als ihre Vorgänger, nicht, warum die Zahl der Gestorbenen in den Monaten November und Dezember im Vergleich zu den ohnehin schon hohen Werten vom September und Oktober nochmals um zehn Prozentpunkte über dem Durchschnitt der letzten vier Jahre lag.