Die einen suchen das pralle Großstadtleben, die anderen wollen nichts wie raus und die Pendler bevorzugen Orte mit guter Verkehrsanbindung zu den Metropolen und niedrigen Preisen. Vor dieser Ausgangslage stellte sich in den Vorcoronazeiten die Immobiliennachfrage so dar, dass die Preise in den gesuchten Lagen der Städte zwar stiegen, auf dem Land im Speckgürtel der Großstädte aber immer noch günstige Häuser und Wohnungen zu erwerben waren.
Das hat sich in der Zwischenzeit dank Corona und den niedrigen Zinsen der EZB geändert. Beide Effekte haben nichts mit einander zu tun. Sie fallen aber zeitlich zusammen und verstärken einander nun enorm. Das hat dazu geführt, dass sich die Käufer in Deutschland mittlerweile fast überall um die letzten noch guten Objekte streiten.
In der letzten Dekade zogen viele besonders junge Familien die Konsequenz aus den hohen Miet- und Kaufpreisen in den Großstädten und zogen ins Umland. Hier konnten sie ihren Traum von den eigenen vier Wänden noch realisieren und auch finanzieren. Ihr Wegzug aus den größeren Städten hat dort den Anstieg der Immobilienpreise nicht gestoppt, wohl aber verlangsamt.
Die Pendelzeit entscheidet nicht mehr
Wie lang ein Pendler auf dem Weg zur Arbeit und zurück unterwegs war, das entschied früher darüber wie attraktiv ein Vorort für die Menschen aus der Großstadt war, die aufs Land ziehen wollten. Die Preise stiegen mit neu gebauten S-Bahnstrecken und verbesserten Autobahnanbindungen.
Seit dem Beginn der Corona-Pandemie wird verstärkt im Homeoffice gearbeitet und plötzlich ist es egal, ob die Entfernung zum Büro in 30 oder 55 Minuten zurückzulegen ist. Da viele Gefallen an der Arbeit am häuslichen Schreibtisch gefunden haben, erfahren nun auch weiter entfernte Vororte eine größere Beliebtheit, denn wenn die Strecke ins Büro nur noch einmal pro Woche zurückgelegt werden muss, fällt die Dauer der Fahrzeit weit weniger ins Gewicht.
Hinzu kommt die Angst der Deutschen vor Inflation und Geldentwertung. Sie geht mit einer Flucht ins Betongold einher. Für Immobilien zählten jahrzehntelang nur die drei Faktoren Lage, Lage und Lage. Inzwischen ist die Frage für viele Käufer jedoch nicht mehr wo eine Immobilie gekauft werden soll, sondern ob überhaupt noch eine zu bekommen ist. Die Folge sind Preise, die in den Speckgürteln teilweise schneller steigen als in den Metropolen selbst.