Hohe Mieten sind immer wieder ein Ärgernis und ein politischer Streitpunkt. Mit einer neuen Studie hat sich die Berliner Humboldt-Universität in dieser Woche zu diesem Thema geäußert. Gefördert wurde die Studie von der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Sie kommt zu dem Schluss, dass die Schere zwischen Arm und Reich durch hohe Mieten noch größer wird und präzisiert eine erste Studie, die bereits im Juni 2021 erschienen war.
Untersucht wurde die Wohnsituation in 77 deutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern. Die hier lebenden ärmeren Haushalte müssen im Vergleich zu den finanziell besser gestellten Haushalten einen deutlich höheren Anteil ihres monatlichen Einkommens für das Wohnen ausgeben.
Gleichzeitig haben sie weniger Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung und leben in Wohnungen, die schlechter ausgestattet sind. Wie das Forscherteam vorrechnet, haben die Mieterhaushalte in der höchsten Einkommensklasse im Mittel ein 4,4-mal so hohes Nettoeinkommen wie die Haushalte der niedrigsten Einkommensklasse.
„Wohnen kann arm machen“
Sind die Warmmiete und die Nebenkosten, ohne die Stromrechnung, abgezogen, steigt dieses Verhältnis auf das 6,7-Fache. Besonders Alleinerziehende leiden nach der Studie unter hohen Mieten. In dieser Gruppe bleibt vom verfügbaren Nettoeinkommen nach Abzug der Miete oftmals nur ein Restbetrag übrig, der nicht einmal dem Hartz-IV-Satz entspricht.
Ausgewertet wurden die Daten aus dem Jahr 2018. Damals lebten die Bezieher von Einkommen, die maximal 60 Prozent des mittleren Einkommens betrugen, auf durchschnittlich 38 Quadratmeter Wohnfläche pro Person. Im Mittel lag der Wert bei 45 Quadratmetern, während die Bezieher höherer Einkommen im Schnitt pro Person 51 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung hatten.
Auch das Alter der Gebäude unterscheidet sich deutlich. Wesentlich häufiger als in anderen Einkommensklassen leben die Bezieher niedrigerer Einkommen in Häusern, die zwischen 1919 und 1978 entstanden sind.