In den ersten Stunden, nachdem die Meldungen über den russischen Einmarsch in die Ukraine über die Ticker liefen, machte das Gold seinem Ruf als Krisenwährung wieder alle Ehre. Während sie die Aktien wie heiße Kartoffeln fallen ließen, waren das Gold und der US-Dollar als sichere Häfen von den Anlegern gesucht.
Noch stärker entwickelten sich jedoch die übrigen Edelmetalle. Während der Goldpreis in Euro bis zum Mittag nur um 4,65 Prozent zulegte, verbesserte sich das Silber als der kleine Bruder des Goldes sogar um 5,27 Prozent. Schwächer als das Gold legte nur das Platin zu. Sein Preis stieg in Euro um 3,94 Prozent.
Den stärksten Anstieg unter den vier großen Edelmetallen verzeichnete jedoch mit einem Plus von 8,86 Prozent das Palladium. Auch dieser Anstieg kommt nicht überraschend, denn in den vergangenen Jahrzehnten hat Palladium das Platin in der Automobilindustrie bei der Herstellung von Abgaskatalysatoren bis auf den Bereich der Dieselfahrzeuge nahezu vollständig verdrängt.
Der bange Blick des Marktes auf Nornickel
Dies allein wäre heute allerdings noch kein Grund gewesen, um das Palladium deutlich stärker als alle anderen Edelmetalle ansteigen zu lassen. Hier folgt der Markt nicht einer allgemeinen Krisenschutzlogik, sondern der klassischen Logik von Angebot und Nachfrage, denn Russland kontrolliert den weltweiten Palladiummarkt.
Zu sowjetischen Zeiten war die Kontrolle so stark, dass die Produktionsergebnisse von Norilsk Nickel, das sich 2016 in Nornickel umbenannt hat, und den anderen russischen Palladiumminen als Staatsgeheimnisse galten. Diese Zeiten sind zwar vorbei, doch an der führenden Stellung Russlands in der Förderung von Palladium hat sich nicht viel verändert.
Nornickel ist weiterhin der weltweit größte Palladiumproduzent. Zum russischen Bruttoinlandsprodukt steuert allein diese Firma pro Jahr 1,5 Prozent bei. Beherrscht wird das Unternehmen von den kremlnahen Oligarchen Wladimir Potanin und Roman Abramowitsch. Allein Wladimir Potanin hält über eine Holding in Zypern 34,6 Prozent aller Aktien.
Dass westliche Sanktionen Wladimir Potanin und damit mittelbar auch Nornickel empfindlich treffen werden, davon geht der Markt aus. Abzulesen ist dies auch an den Kursen der wenigen westlichen Platin- und Palladiumhersteller. Nummer zwei in der weltweiten Palladiumproduktion ist die südafrikanische Sibanye Stillwater. Ihr Kurs verbuchte am Morgen zeitweise ein Plus von knapp zehn Prozent von dem bis zum Mittag immer noch ein Anstieg von sechs Prozent übrig blieb.