Militärisch sind die Separatistengebiete in der Ostukraine für Russlands Armee und damit auch für seinen Präsidenten Wladimir Putin eine extrem leichte Beute, denn man kontrolliert sie bereits seit Jahren. Der Westen wird sich militärisch dem russischen Einmarsch nicht entgegenstellen.
Auch die Ukraine, die militärisch zwar reagieren könnte, wird dies vermutlich nicht tun. Sie war schon bislang zu schwach dazu, die abtrünnigen Gebiete vollständig zurückzuerobern und sie wird sich hüten, mit Russland in einen offenen Konflikt zu geraten. Dazu ist trotz der in den letzten Jahren gewonnenen Stärke die eigene Schwäche immer noch viel zu groß.
Interessant, weil wirtschaftlich prosperierend, sind die neu gewonnenen Gebiete eher nicht. Sie drohen viel mehr über Jahre hinweg zu Zuschussgeschäften zu werden, denn der Kleinkrieg der letzten Jahre hat nicht nur viel zerstört. Es wird auch keine Hilfe aus dem Ausland geben, um den Wiederaufbau zu finanzieren.
Der Niedergang der russischen Wirtschaft dürfte anhalten
Insofern bleibt vor allem als Gewinn, die größere Fläche auf den Landkarten. Das ist emotional vielleicht ein Vorteil, wirtschaftlich jedoch nichts. Erst recht nicht im Vergleich zu den zu erwartenden Kosten. Sie lassen sich aktuell eher erahnen als klar beziffern, denn viele Fragen werden erst in den nächsten Monaten beantwortbar sein.
Zu erwarten ist, dass Russlands Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und Gas an die Länder in Europa aber auch an die USA zurückgehen wird. Wie stark dieser Rückgang sein wird, das hängt einerseits von der Preisentwicklung, andererseits aber auch davon ab, ob es gelingen wird, sich auf die Schnelle neue Märkte zu erschließen.
Gravierend dürften auch die Auswirkungen auf die russische Industrie sein. Sie leidet schon seit der Krim-Annektion unter den westlichen Sanktionen. Man hat zwar gelernt, mit ihnen zu leben, doch ihr fehlt die Hightech aus dem Westen ebenso wie der freie Zugang zu den Kapitalmärkten.
Wehe, wenn die russische Bevölkerung nicht so rechnet wie ihr Präsident
Deutlich spürbar waren die Sanktionen vor allem im Bereich der Lebensmittel und ihrer Preise. An dieser Stelle kommt der Konflikt um die Ukraine über kurz oder lang auch auf dem letzten russischen Küchentisch im fernen Sibirien an, denn es gibt erstens nicht alles zu kaufen und das Wenige, was da ist, auch nicht unbedingt zu günstigen Preisen.
Ob sich die russische Bevölkerung mit ihrem Präsidenten dauerhaft über den neuen alten Landgewinn freuen wird und wie lange diese Freude anhalten wird, bleibt daher auch für Vladimir Putin selbst eine der spannendsten Fragen der nächsten Monate.