Wie schlimm ist es um Chinas Immobilienentwickler bestellt. Diese Frage stellen sich nicht nur jene Anleger, die entweder in die Aktien oder aber in die Anleihen der betroffenen Firmen ihr Geld investiert haben. Auch die US-Notenbank sieht in der Zwischenzeit die Gefahr, dass sich die Krise ähnlich wie das Subprime-Problem in den USA im Jahr 2007 zu einer Vertrauenskrise weiterentwickeln könnte.
Im Spiel der Nachrichten, Gerüchte und Einschätzungen steigen und fallen die Kurse in einer Weise, die durchaus als hektisch zu bezeichnen ist. Zweistellige Kursverluste werden am nächsten Tag von kräftigen Gewinnen von sechs Prozent abgelöst, die sich am übernächsten Tag sofort wieder in Luft auflösen.
Betroffen ist längst nicht nur China Evergrande. Das Unternehmen ist vielleicht so etwas wie das Gesicht der Krise. Doch betroffen sind inzwischen auch Unternehmen, die noch vor Wochen als eigentlich recht solide galten. Die anhaltende Unsicherheit erzeugt allerdings Angst und Angst war an den Kapitalmärkten schon immer ein besonders schlechter Ratgeber.
Goldman Sachs positioniert sich
Wer jetzt die Anleihen oder die Aktien der chinesischen Immobilienentwickler kauft, der geht ein extrem hohes Risiko ein, sollte man meinen. Die US-Investmentbank Goldman Sachs ist offensichtlich anderer Meinung, denn das Institut hat sich in den vergangenen zwei Monaten mit Anleihen verschiedener Immobilienentwickler eingedeckt.
Der Kapitalmarkt habe das Ansteckungsrisiko überschätzt, erklärte der zum Portfoliomanagementteam von Goldman Sachs gehörende, Angus Bell, gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. Außerdem sei die US-Investmentbank für ihre Verhältnisse nur ein „bescheidenes Risiko“ eingegangen.
Für ein Investment im angeschlagenen chinesischen Immobiliensektor spricht, dass dieser in den letzten zwei Jahrzehnten der Haupttreiber des chinesischen Wachstums gewesen sei. Die Regierung in Beijing werde deshalb nicht zulassen, dass es zu einem extremen Sterben in der Branche kommt. Vielmehr rechnen Bell und sein Team mit einer Beruhigung – zumindest vorläufig.