Die Inflation ist in diesem Jahr weltweit auf Niveaus gestiegen, welche die Anleger seit Jahren nicht mehr gekannt haben. Trotzdem können die Preise der Edelmetalle von dieser Entwicklung nicht profitieren. So mancher Privatanleger reibt sich vor diesem Hintergrund verwundert die Augen. Doch der Markt folgt durchaus einer gewissen Logik.
Anders als viele Kleinsparer glauben, reagiert das Gold nämlich nicht so stark auf die gemeldeten Inflationsraten, sondern primär auf die Inflationserwartungen, also auf die Frage, mit welcher Inflation in sechs oder zwölf Monaten zu rechnen ist. An dieser Stelle beobachten wir in diesem Jahr eine deutliche Diskrepanz.
Während die gemeldeten Inflationsraten steigen, glaubt die Masse der institutionellen Marktteilnehmer derzeit noch den Notenbanken, die von einem Rückgang der Inflation im neuen Jahr ausgehen. Deshalb kann das Gold in diesem Jahr vom Anstieg der Inflationsraten nicht profitieren.
Die Anleger trennen sich von ihren Goldbeständen
Das führt zu niedrigeren Preisen für Gold und Silber und auch zu Abflüssen bei den großen börsennotierten Gold-ETCs. Der größte physisch besicherte Gold ETC ist der SPDR Gold Trust. Er verbuchte in den vergangenen Tagen deutliche Abflüsse. Am Mittwoch sanken die vom Fonds gehaltenen Goldbestände auf nur noch 982,65 Tonnen ab.
Eine Woche zuvor, am 1. Dezember, hatte der Fonds noch 990,82 Tonnen Gold verwaltet. In der Zeit dazwischen trennten sich die Anleger netto von ihren Anteilen, sodass Gold verkauft werden musste. Insgesamt waren deshalb in nur einer Woche Abflüsse von 8,18 Tonnen zu verzeichnen.
Mit seinen Beständen bewegt sich der Fonds inzwischen auf Notenbankniveau. Ferner sollte berücksichtigt werden, dass der SPDR Gold Trust zwar der größte aber längst nicht der einzige börsennotierte Gold-ETC ist. Es gibt weitere Anbieter, wie Xetra Gold, sodass die Bereitschaft des Marktes zu Goldverkäufen noch höher ist, als es allein die Bestände des SPDR Gold Trusts erkennen lassen.
Abgerechnet wird zum Schluss
Für Goldkäufer, die psychologische keine Probleme damit haben, antizyklisch gegen den Strom zu schwimmen, bietet das aktuelle Preisniveau interessante Kaufkurse und ob die Notenbanken mit ihrer Einschätzung zur Inflationsentwicklung richtig liegen, wird das neue Jahr zeigen.
Wenn der Markt allerdings jetzt fest damit rechnet, dass die Inflation wieder sinkt, liegt das Überraschungspotential klar auf der Gegenseite. Hinzu kommt, dass erfahrene Anleger wissen, dass die Mehrheit an den Märkten mit ihrer Einschätzung sehr oft falsch liegt.