Bislang bestand bei den weltweit führenden Notenbanker eine recht große Einigkeit bezüglich der aufkommenden Inflation. Diese sei nur vorübergehend und deshalb werde man durch sie hindurchschauen, wurde man nicht müde, dem durchaus beunruhigten Finanzmärkten, aber auch uns Verbrauchern zu erzählen.
Die Märkte haben die Medizin in der Zwischenzeit geschluckt. Der Goldpreis erlebte einen schwachen Sommer, der von anhaltenden Kursrückgängen geprägt war und an den Finanzmärkten gingen die Zinsen für die langlaufenden Anleihen wieder spürbar zurück. Ein Zeichen dafür, dass auch die Finanzmärkte die Botschaft verstanden und antizipiert hatten.
Obwohl die Beruhigungspille der Notenbanker vordergründig gewirkt hat, bleibt eine große Unsicherheit. Sie äußert sich in anhaltend hohen physischen Goldkäufen und Inflationszahlen, die eher weiter steigen, als dass sie den Anschein erwecken, sich schnell wieder zurückzubilden.
Erste Notenbanker wechseln das Lager
In den USA bröckelt derweil die Front der Notenbanker, die den Anstieg der Inflation als nur vorübergehend ansehen. So berichtete die New Yorker Zentralbank am Dienstag, dass die Inflationserwartungen der Verbraucher für die kommenden zwölf Monate den hohen Wert von 5,31 Prozent erreicht hätten.
Damit liegen die Inflationserwartungen der amerikanischen Verbraucher im Moment auf einem Niveau, das doppelt so hoch ist wie Mitte 2020. Innerhalb der Vereinigten Staaten ist die New-Yorker-Zentralbank nicht die einzige Notenbank, die sich Sorgen um die Inflation zu machen scheint.
Auch der Präsident der FED von Atlanta, Raphael Bostic, meldete sich am Dienstag auf einer Wirtschaftskonferenz zu Wort und warnte, dass die Inflation tatsächlich nicht von vorübergehender Natur sein könnte. Daten aus verschiedenen Quellen würden darauf hindeuten, dass die Teuerung sich länger hinzieht als es von vielen erwartet werde. Gemäß dieser Definition sei die Inflation nicht vorübergehend, befand Raphael Bostic und wich damit deutlich von der offiziellen Linie der Federal Reserve Bank ab.