Viele Menschen haben derzeit beim Vergleich der Inflationsraten in Europa und in den USA das Gefühl, auf der besseren Seite des Atlantiks zu leben, denn während die Teuerung in den Vereinigten Staaten bereits die Marke von fünf Prozent überschritten hat, liegen die europäischen Inflationsraten deutlich darunter.
Eine Insel der Seligen ist Europa dennoch nicht und was in Bezug auf die Inflation noch nicht ist, kann schon bald werden, denn Europa ist ein rohstoffarmer Kontinent. Die meisten Rohstoffe müssen aus dem Ausland importiert werden. Aus diesem Grund ist für die Inflation nicht allein die Frage wichtig, ob ein einzelner Rohstoff teurer oder billiger wird.
Auch die Frage des Wechselkursen von Euro und US-Dollar ist von entscheidender Bedeutung. In den letzten fünfzehn Monaten wurde die Eurozone durch diesen Effekt tendenziell begünstigt, denn der Wert des Euros stieg. Das machte nicht nur amerikanische Waren für die europäischen Verbraucher preiswerter.
Europa hat sich hoffnungslos in seinen Schulden verrannt
Auch der Einkauf von Rohstoff wurde tendenziell billiger. Das begünstigte nicht nur die Autofahrer bei der Fahrt zur Tankstelle. Besonders stark profitierten die Unternehmen, denn ihre Einkaufskosten blieben niedrig und die Margen erhöhten sich durch den günstigen Wechselkurs tendenziell.
In diesem Jahr ist die Aufwertung des Euros zum US-Dollar jedoch zu einem gewissen Stillstand gekommen und gerade in den letzten Wochen hat die US-Währung gegenüber dem Euro wieder an Wert gewonnen. Selbst wenn sich der Ölpreis in den nächsten Wochen nicht bewegt, könnte das Tanken durch den gestiegenen US-Dollar dennoch ein teureres Unterfangen werden.
Einer von außen über steigende Rohstoffpreise und ungünstigere Wechselkurse in die Eurozone hineingetragenen Inflation hat die Europäische Zentralbank nicht viel entgegenzusetzen. Das Wachstum ist gering und die Schuldenstände sind hoch, in einigen Ländern sogar zu hoch. An der Zinsschraube wird die EZB daher gar nicht drehen können, selbst wenn sie es wollte.