Ob die Corona-Pandemie bereits überwunden ist oder man sich doch nicht zu früh über die ersten Schritte in Richtung Normalität freuen sollte, darüber wird derzeit vor allem in Medizinerkreise gestritten. Für die meisten Unternehmen sieht es hingegen so aus, als sei das Schlimmste überstanden.
Dabei wird mit Freude und Genugtuung gerne darauf hingewiesen, dass die deutsche Industrie die Corona-Pandemie besser überstanden hat als die Finanzkrise in den Jahren 2008/2009. Doch auch hier ist Vorsicht angebracht, denn die eigentlichen Herausforderungen stehen erst noch an.
Sanierungsexperten wissen, dass die meisten Unternehmen nicht in der Krise selbst, sondern nach ihrem Ende, wenn das Geschäft wieder hochgefahren wird, in Probleme geraten, die schließlich in einer Insolvenz enden können. Das Problem sind dabei die Schulden, die während der Krisenzeit aufgenommen wurden.
Die Liquidität ist nicht unendlich
Die Verschuldung ist auch jetzt wieder erheblich, denn durch die staatlichen Hilfsprogramme ist die befürchtete Insolvenzwelle zwar ausgefallen, die deutschen Unternehmen haben nun aber einen Schuldenberg mit sich herumzuschleppen, der durch die Corona-Krise um weitere 200 Milliarden Euro angewachsen ist.
60 Milliarden Euro an Betriebskapital flossen ab und die Verluste wurden mit neuen Schulden finanziert, sodass in den Bilanzen nun große Löcher klaffen. Sie müssen nach und nach geschlossen werden. Gleichzeitig benötigen viele Unternehmen frisches Kapital, um neue Investitionen tätigen zu können.
Schon jetzt wird deutlich, dass viele Finanzierungen riskant werden, denn Corona hat Veränderungen angestoßen, die bleiben werden, beispielsweise den Trend zu einem verstärkten Arbeiten im Homeoffice oder den Verzicht auf Geschäftsreisen. Auch im Einzelhandel wird weniger Fläche benötigt. Dafür steigt der Bedarf an Lagerkapazität. Die kommenden Monate könnten wirtschaftlich deshalb wesentlich herausfordernder werden, als es vielen derzeit bewusst ist.