Nach dem Ende des Kalten Krieges hat der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama das Ende der Geschichte vorhergesagt. Seine damalige Erwartung, der Sieg des Westens im Kalten Krieg werde eine lange Zeit des Friedens ohne kriegerische Auseinandersetzungen hervorbringen, hat sich leider nicht bewahrheitet. Falls es noch eines Beweises bedurft hat, das dem nicht so ist, so wird dieser gerade in der Ukraine erbracht.
Auf das aktuelle Geschehen in Osteuropa hat Francis Fukuyama heute eine wesentlich pessimistischere Sicht. Seine aus ihr abgeleiteten zwölf These dürften insbesondere dem russischen Präsidenten Wladimir Putin kaum gefallen, denn dessen Tage sieht der bekannte Politikwissenschaftler als gezählt an.
Russland ist nach Fukuyamas Ansicht dabei, einen Krieg zu verlieren, den es höchst inkompetent geplant und durchgeführt hat. Ihre Ausgehuniformen für die geplante Siegesparade in Kiew hatten die russischen Soldaten dabei, genügend Munition, Treibstoff und Verpflegung allerdings nicht.
Die russischen Stellungen sind kaum zu halten
Schlecht vorbereitet, unzureichend versorgt und mit einer Moral ausgestattet, die keinen Siegeswillen erkennen lässt, werden die russischen Truppen kaum in der Lage sein, ihre Stellungen zu halten. Das gibt der Ukraine die Chance, den Krieg zu gewinnen. An ein schnelles Ende glaubt Francis Fukuyama dennoch nicht.
Auch Verhandlungen werden keine Lösung bringen, bevor nicht eine Seite faktisch zusammengebrochen ist. Dazu haben beide Seiten schon jetzt zu hohe Opferzahlen zu beklagen. Einen langen Abnutzungskrieg erwartet Fukuyama jedoch auch nicht. Er setzt vielmehr auf einen russischen Zusammenbruch, der für viele Außenstehende zunächst überraschend kommen wird.
Für Wladimir Putin bleibt nur noch die Lösung, doch noch irgendwie einen Sieg zu erkämpfen, denn eine Niederlage seiner Armee wird der russische Präsident nicht überleben. Unterstützt wird er nur, weil er als starker Mann wahrgenommen wird. Dieses Bild wird allerdings mit jedem Kriegstag weiter demontiert und Putin erscheint als ein Präsident, der nicht mehr viel zu bieten hat und zudem seiner Machtmittel beraubt ist.