Rohstoffe sind längst zu Waffen geworden und zwischen Russland und den Staaten der Europäischen Union hat sich ein Kleinkrieg entwickelt, in dem beide Seiten zu immer absurderen Maßnahmen greifen. Eine von ihnen ist das Abfackeln von russischem Gas, das eigentlich für den Export nach Westeuropa vorgesehen war.
Die Ostseepipeline Nord Stream 1 beginnt in St. Petersburg. Bevor das Gas in die Stahlröhre eindringt, durchläuft es normalerweise die Verdichterstation Portowaja. Hier wird das Gas derzeit allerdings nicht mehr verdichtet, sondern verbrannt. Fotos der Station, zeigen über ihr eine riesige Flamme, die auch von der finnischen Grenze aus noch zu sehen ist.
Zu sehen sind die Flammen auch aus dem Weltraum, denn das „Fire Information for Resource Management System“ der US-Weltraumbehörde NASA zeigt, dass seit Mitte Juli große Flammen über der Verdichterstation lodern. Sie sind relativ neu, denn vor der Reduzierung der durch Nord Stream 1 geleiteten Gasmenge waren die Flammen nicht zu sehen.
Das Verwirrspiel um die Gründe hält an
Gazprom begründet die anhaltende Drosselung der Durchlassmenge damit, dass technische Gründe eine Erhöhung der Kapazität verhindern würden. Eine deutsche Gasturbine würde fehlen. Sie war vor dem russischen Angriff zu Wartungszwecken ausgebaut und zur Überholung nach Kanada geschickt worden.
Dort saß die Turbine nach dem Abschluss der Arbeiten aufgrund der westlichen Sanktionen gegen Russland jedoch zunächst fest. In der Zwischenzeit wurde die strittige Turbine jedoch wieder nach Deutschland geliefert. Ihr aktueller Aufenthaltsort ist Mühlheim an der Ruhr.
Auch die Lieferpapiere sind bereits vorbereitet. Doch Gazprom hat sich bislang noch nicht die Mühe gemacht, die Turbine erneut anzufordern. Das bestätigten in dieser Woche nicht nur Siemens Energy, sondern auch Bundeskanzler Olaf Scholz und Wirtschaftsminister Robert Habeck. Er bezeichnete das russische Verhalten als eine „Farce“.