Der rasante Anstieg des durchschnittlichen Alters der Bevölkerung wird schon in Kürze drastische Konsequenzen nach sich ziehen. Ihnen hat sich die Bertelsmann-Stiftung in einer Studie kürzlich zugewandt. Sie trägt den Namen: „Demografische Alterung und öffentliche Finanzen. Wie geht es nach der Covid-19-Krise weiter?“
Erstellt wurde die Studie vom Demographieexperten Martin Werding. Er forscht und lehrt an der Ruhr-Universität Bochum. Seine Ergebnisse bedeuten für die meisten Deutschen nur eines: eine deutlich höhere Belastung.
Wie stark die Belastungen für die erwerbstätige Bevölkerung ansteigen werden, macht der Blick in das Jahr 2035 deutlich. Dann könnte fast die Hälfte des Einkommens der Erwerbstätigen für die Begleichung der Sozialversicherungsbeiträge aufgewandt werden müssen. Weil die Lohnsteuer anschließend immer noch zu bezahlen ist, bliebe den Berufstätigen damit nur noch ein kleiner Teil ihres Verdienstes zum Leben.
Der Handlungsdruck ist größer denn je
Die massiv gestiegenen Lohnnebenkosten könnten mit einer höheren Arbeitslosigkeit einhergehen, obwohl in vielen Branchen in den nächsten Jahren mit einem wachsenden Mangel an Fachkräften gerechnet wird, bzw. dieser jetzt schon spürbar ist. Gefährlich wird die Lage nicht nur für die Bürger. Auch der Staat ist mit im Boot, denn ihm droht langfristig die Überschuldung.
Schon in den vergangenen beiden Legislaturperioden hatte Martin Werding die Bundesregierung beraten und in seinen Tragfähigkeitsberichten, die er 2016 und 2020 für das Bundesfinanzministerium erstellte, einen erheblichen Reformbedarf angemahnt. Die Warnung verhallte ungehört und mit dem Aufkommen der Corona-Pandemie geriet das Thema vollständig aus den Schlagzeilen.
Nun sind allerdings die staatlichen Schulden durch die Pandemie nochmals sehr stark angestiegen und der Handlungsdruck ist größer denn je. Zeit ist auch so gut wie keine mehr vorhanden, denn es ist der Punkt erreicht, an dem die ersten Babyboomer, also die Angehörigen der Jahrgänge 1946 bis 1964, das Rentenalter erreichen.