EZB-Vizpräsident Luis de Guindos hat sich dafür stark gemacht, dass die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank auch im kommenden Jahr fortgesetzt wird. Die bisherigen Planungen sehen vor, dass das im Zuge der Corona-Pandemie aufgelegte Notprogramm PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programm) im März 2022 ausläuft.
Der Vizepräsident macht sich jedoch dafür stark, dass die milliardenschweren Anleihenkäufe auch im neuen Jahr fortgesetzt werden. Gegenüber der französischen Zeitung „Les Echos“ erklärte de Guindos: „Ich bin zuversichtlich, dass diese Nettokäufe während des nächsten Jahres weitergehen. Was danach kommt, weiß ich nicht.“
Der Rat der Europäischen Zentralbank wird am 16. Dezember zu seiner nächsten Sitzung zusammenkommen und will dabei entscheiden, wie es mit den Anleihenkäufen der Notenbank weitergehen soll. Insgesamt werden Anleihen im Wert von 1,85 Billionen Euro aufgekauft, um die Zinsen niedrig zu halten und auf dieser Weise die Wirtschaft und die hoch verschuldeten Staaten zu stützen.
Die Flexibilität des Programms ist beliebt
Das Corona-Notprogramm ist mit einer hohen Flexibilität ausgestattet und innerhalb der Zentralbank gibt es Sympathien für die Idee, diese Anpassungsfähigkeit auch auf andere Anleihekäufe zu übertragen. Christine Lagarde hatte angekündigt, die Nettokäufe im März auslaufen zu lassen. Luis de Guindos erklärte gegenüber Les Echos jedoch: „Sie könnten aber bei Bedarf wieder aufgenommen werden.“
„Wir werden unser Pandemie-Notkaufprogramm an die Inflationsdynamik, an unsere Wirtschaftsprognosen und an die veränderte Gesundheitssituation anpassen“, erklärte der EZB-Vizepräsident. „Aber wir werden die Käufe nicht auslaufen lassen, wie es die US-Notenbank getan hat.“ Persönlich sei er der Meinung, dass die Geldpolitik auch im Anschluss an das PEPP-Programm unterstützend sein müsse. Das gelte selbst dann, „wenn wir das Produktions- und Einkommensniveau von vor der Krise wieder erreicht haben“.
Sollte die EZB, wie ihr Vizepräsident andeutete, tatsächlich der US-Notenbank nicht folgen, wird dies den Euro weiter schwächen und die Inflation weiter anheizen, denn alle wichtigen Rohstoffe werden an den Weltmärkten in US-Dollar gehandelt und wenn dieser sich gegenüber dem Euro aufgrund der unterschiedlichen Geldpolitik verteuert, werden Öl, Gas, Eisenerz und Holz auch dann in Euro teurer werden, wenn sich der Weltmarktpreis des Rohstoffs in US-Dollar gar nicht verändert hat.