Als eine der ersten Branchen kann die europäische Bauwirtschaft von sich behaupten, den Einbruch der Corona-Pandemie überwunden zu haben. Dies belegen neue Berechnungen der Forschergruppe Euroconstruct, der auch das Münchener Ifo Institut angehört. Sie wurden am Dienstag der Öffentlichkeit präsentiert.
„Das Bauvolumen wird 2022 um 3,6 Prozent wachsen, nach plus 5,6 Prozent 2021 und minus 4,7 Prozent im Jahr 2020“, berichtete der Ifo-Branchenexperte Ludwig Dorffmeister aus diesem Anlass.
Gleichzeitig haben sich die Bauleistungen im Jahr 2021 an vielen Orten deutlich verteuert. Die Forscher registrierten acht europäische Länder, in denen die Baupreise gegenüber dem Vorjahr um mindestens fünf Prozent angestiegen sind. Zweistellig fiel die Teuerung sogar in Ungarn und Italien aus. Während Deutschland mit einem Preisanstieg von 9,1 Prozent nur knapp an dieser Schwelle vorbeischrammte, verzeichneten fünf Länder einen Preisanstieg gegenüber dem Vorjahr, der die Schwelle von 3,0 Prozent nicht überstieg.
Der Wohnungsbau glänzt, der Nichtwohnhochbau leidet auch weiterhin
Erfreulich ist, dass die Bautätigkeit bereits in zehn Ländern wieder ein Niveau erreicht hat, das über jenem vor der Krise liegt. In acht Ländern wurde allerdings im Jahr 2021 weniger gebaut als 2019 vor dem Beginn der Pandemie. Zu ihnen gehört auch Deutschland. Größere Rückgänge bei der Bautätigkeit waren vor allem in Frankreich und in der Slowakei zu verzeichnen.
Eine besonders starke Belebung erfuhr im Jahr 2021 der Wohnungsbau. Er stellte innerhalb der Bauwirtschaft jenen Sektor, der den stärksten Zuwachs verzeichnete. Nachdem dieser Bereich im Jahr 2020 noch einen Rückgang von 4,4 Prozent zu verzeichnen hatte, legte er im vergangenen Jahr wieder um 7,1 Prozent zu.
Allerdings sind die Aussichten für die Zukunft nicht die besten, denn: „Ab 2023 dürfte der europäische Wohnungsbau nur noch geringfügig wachsen“, warnte Ludwig Dorffmeister vor einem zu großen Optimismus.
Stark unter der Pandemie gelitten hatte der Nichtwohnhochbau. Er verzeichnete 2020 mit einem Rückgang von 7,3 Prozent unter allen Sektoren den stärksten Einbruch und blieb auch 2021 hinter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 zurück. Wesentlich besser schlug sich der Tiefbau. Auf ein überschaubares Minus im Jahr 2020 folgte in 2021 ein deutlicher Anstieg über das Vorkrisenniveau.