Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan setzt der türkischen Lira seit Monaten mit seiner unorthodoxen Wirtschafts- und Geldpolitik massiv zu. Die Inflation im Land ist hoch und normalerweise geht in einer solche Situation die Notenbank dazu über, die Zinsen anzuheben.
Selbst die mächtigen USA kommen um diesen Schritt nicht herum, wie derzeit am vorsichtigen Schwenk der US-Notenbank in Richtung einer strafferen Geldpolitik gut zu erkennen ist. Doch in der Türkei gehen die Uhren offenbar anders, denn dort werden die Zinsen bei steigender Inflation nicht erhöht, sondern auf ausdrücklichen Wunsch des Präsidenten noch gesenkt.
Notenbankgouverneure, die dieser absolut unorthodoxen Geldpolitik nicht folgen wollen, sehen sich schnell ihres Postens enthoben. Was die Devisenmärkte von diesem Theater halten, zeigt der Außenwert der Lira. Er sinkt im Verhältnis zum Euro oder zum US-Dollar auf immer neue Tiefs.
Zum nationalen Theater kommt das internationale Theater
Wer auf einem ohnehin recht dünnen Ast sitzt und kräftig an diesem sägt, sollte sich nicht wundern, wenn ihm plötzlich seine eigene Schwerkraft zum Verhängnis wird. Aber auch dieser Grundsatz scheint in der Türkei nicht mehr zu gelten. Denn offensichtlich aus einer vermeintlichen Position der wirtschaftlichen und politischen Stärke heraus glaubte der türkische Präsident am Wochenende über die Ausweisung mehrerer Botschafter öffentlich nachdenken zu müssen.
Deren „Fehlverhalten“ hatte darin bestanden, die Freilassung des türkischen Unternehmers und Kulturförderers Osman Kavala zu fordern. Für Recep Erdogan ein Akt des Hochverrats, der nur durch die Ausweisung der betroffenen Botschafter, darunter jene der USA und Deutschlands, geahndet werden konnte.
Dass die türkische Lira unter diesen Umständen am Montag nicht zu einem neuen Höhenflug ansetzte, sondern ihre Talfahrt unbeirrt fortsetzte und prompt auf ein neues Rekordtief fiel, kann nicht überraschen. Die Inflation im Land dürfte sich damit weiter verschärfen, was nicht nur den politischen Druck auf die Türkei, sondern auch die wirtschaftlichen Nöte der betroffenen Türken weiter verschärfen dürfte.