An den Finanzmärkten hat das Kupfer den Spitznamen Dr. Copper, denn so wie ein Arzt frühzeitig erkennen kann, wie gut oder wie schlecht es um die Gesundheit eines Menschen steht, so lässt sich auch am Preis des roten Metalls recht gut ablesen, wie gut oder schlecht es um die Weltwirtschaft seht.
Der Grund dafür ist, dass das Kupfer so universell eingesetzt wird, dass es nahezu in allen technischen Anwendungen zu finden ist. Sein Verbrauch steigt und fällt mit der Entwicklung der globalen Produktion. Kein anderes Metall hat an den Finanzmärkten eine ähnliche Vorlauf- und Indikatorfunktion, wie sie dem Kupfer zukommt.
Aktuell ist diese Indikatorfunktion jedoch gestört, denn Kupfer ist knapp. Das treibt seinen Preis, obwohl die wirtschaftliche Entwicklung weltweit durchaus zur Sorge Anlass gibt, denn für das zweite Halbjahr wird erwartet, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession ableiten könnte. Auch das chinesische Wirtschaftswachstum dürfte sich schwächer entwickeln als es zu Beginn des Jahres noch erwartet wurde.
Die Aussicht auf ein Kupferdefizit treibt den Preis
All dies wären eigentlich Gründe, die am Kupfermarkt zu einer schwächeren Nachfrage und damit zu einem geringeren Preis führen müssten. Aktuell ist der Markt für Kupfer jedoch sehr angespannt, denn die Lagerbestände sind auf historische Tiefstände abgesunken.
Besonders positiv für den Kupferpreis sind die Analysten von Goldman Sachs gestimmt. Sie erwarten, dass das rote Metall sogar auf ein Defizit zu steuern könnte, denn die weltweiten Bestände sind auf nur noch rund 200.000 Tonnen gesunken. Das reicht gerade einmal aus, um die weltweite Kupfernachfrage für ganze drei Tage zu befriedigen.
Für das laufende Jahr rechnen die Analysten von Goldman Sachs deshalb mit einem Defizit von 374.000 Tonnen Kupfer. Das ist das Doppelte der bisherigen Schätzung. Bei Goldman Sachs glaubt man deshalb nicht an stark sinkende Kupferpreise, sondern rechnet damit, dass der Kupferpreis in den nächsten zwölf Monaten von aktuell rund 10.400 US-Dollar auf bis zu 13.000 US-Dollar ansteigen könnte.