Das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung, kurz ZEW, ermittelt seit Dezember 1991 einen Indikator, der die mittelfristigen Erwartungen von rund 400 Analysten und institutionellen Anlegern zur Entwicklung der Konjunktur und der Kapitalmärkte widerspiegelt.
Anders als beim Münchener Ifo Institut werden somit nicht Vertreter direkt aus der Wirtschaft befragt, sondern Akteure, die an den Kapitalmärkten tätig sind. Dennoch genießt der ZEW-Index eine hohe Aufmerksamkeit. Seinen tiefsten Stand erreichte dieser Indikator exakt vor zwei Jahren, als im März 2020 ein Minus von 49,5 Punkten ermittelt wurde.
Seinen stärksten Rückgang erlebte der ZEW-Indikator jedoch in diesem Monat, denn die Stimmung brach um 93,6 Punkte auf minus 39,3 Punkte ein. Zum Vergleich: Zum Beginn der Corona-Pandemie hatte der Einbruch im März 2020 „nur“ 58,2 Punkte betragen. Dies war damals auch der Tatsache geschuldet, dass das Ausgangsniveau im Februar 2020 deutlich tiefer war als im Februar 2022.
Die Börsianer fürchten die Krise
Wie zutreffend Finanzmarktteilnehmer eine wirtschaftliche Entwicklung beurteilen, sei einmal dahingestellt. Absolut nicht von der Hand zu weisen ist jedoch die Erwartung, dass eine positive oder negative Stimmung der Analysten und institutionellen Investoren auf die Entwicklung der Börsenkurse Einfluss nehmen wird.
Diese sind aktuell von sehr starken Abwärtstendenzen geprägt. Sie haben nicht erst am 24. Februar mit dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine begonnen, sondern prägen das Bild schon deutlich länger. Im Vordergrund stand aber bislang primär die sich abzeichnende Straffung der Geldpolitik durch die Notenbanken.
Nun wird eine Stagflation, also eine Kombination aus niedrigem Wirtschaftswachstum und anhaltend hoher Inflation, durch den von Russland begonnenen Krieg immer wahrscheinlicher. „Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher“, kommentierte ZEW-Präsident, Achim Wambach, die jüngste Entwicklung im Finanzbereich. „Der Ukrainekrieg und die Sanktionen gegen Russland verschlechtern den wirtschaftlichen Ausblick für Deutschland ganz erheblich. Die einbrechenden Konjunkturerwartungen gehen einher mit extrem steigenden Inflationserwartungen.“