Selbst der längste und stärkste Bullenmarkt kommt irgendwann an sein Ende. Wenn es in der Geschichte so weit war, war es in der Regel einer von drei Faktoren, welcher der Party ein Ende setzte: Es gab entweder einen Schock bei den Energiepreisen, die Leitzinsen stiegen oder die Wirtschaft ging in eine Rezession über.
Zwei dieser drei Gefahren haben die Aktienmärkte bereits erreicht, denn die hohen Öl- und Energiepreise haben die Wirtschaft und die Verbraucher bereits so stark im Griff, dass für den Konsum immer weniger Spielraum bleibt. Weil Geld, das für Energie aufgewendet werden muss, den Verbrauchern an anderer Stelle fehlt, besteht die Gefahr, dass die Welt mittelfristig in eine Rezession abgleiten wird.
Damit wäre auch der dritte Punkt erreicht. Auch beim zweiten Punkt der Erhöhung der Leitzinsen besteht mittlerweile kein Zweifel mehr, denn die US-Notenbank hat mit ihrem Zinserhöhungszyklus bereits im März begonnen und auch bei der EZB kündigt sich eine Zinswende an.
Ein Gasembargo wird das Abgleiten in die Rezession beschleunigen
Während für die Unternehmen der Druck auf die Margen bereits seit Monaten steigt, weil die im letzten halben Jahr sehr stark gestiegenen Energiepreise noch nicht 1:1 an die Verbraucher weitergegeben werden können, droht nun zu allem Überfluss auch noch ein Gasembargo.
Ob es tatsächlich kommen wird, bleibt abzuwarten. Je länger der Krieg in der Ukraine andauert und je mehr über die Spur der Verwüstung bekannt wird, die er in den östlichen Teilen des Landes hinterlässt, um so stärker wird der Druck auf die Politik, auch die Karte einer Sanktion der Gaslieferungen zu spielen.
Mit dem Verbot der Einfuhr von Kohle aus Russland ist die EU in den vergangenen Wochen bereits einen ersten Schritt in Richtung eines Energieembargos gegangen. Ihn hätten Ende Februar nur die Wenigsten für möglich gehalten. Nun ist er Realität. Eine ähnliche Entwicklung könnte auch die politisch-gesellschaftliche Diskussion über ein Gasembargo nehmen.
Dieses würde die Wirtschaft allerdings massiv betreffen, sodass die wirtschaftliche Erholung, die nach dem Ende der Lockdown-Maßnahmen eingesetzt hat, endgültig über die Klippe gestoßen würde. Anschließend wäre eine Rezession kaum mehr zu vermeiden, mit allen Folgen die dies für Arbeitsplätze, Löhne und Aktienkurse hätte.