Zahlen sind relativ. Die meisten Deutschen werden die aktuelle Inflation von 7,5 Prozent trotz des leichten Rückgangs immer noch als viel zu hoch empfinden. Viele Argentinier würden hingegen liebend gern mit den Deutschen tauschen, denn das Land steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise.
Innerhalb Südamerikas stellt Argentinien die zweitgrößte Volkswirtschaft. Dieser geht es allerdings ausgesprochen schlecht. Das Land leidet unter einem aufgeblähtem Staatsapparat. Die Produktivität in der Industrie ist gering und neben der offiziellen Wirtschaft hat sich eine große Schattenwirtschaft entwickelt.
Sie entzieht dem Staat zahlreiche Steuereinnahmen, die eigentlich dringend benötigt würden, um den Staatshaushalt auf eine solidere Grundlage zu stellen und den Schuldenberg etwas abzutragen. So hingegen wächst die hohe Verschuldung des Landes immer weiter an.
Schwacher Peso und eine Inflation von über 60 Prozent
Die Bürger hingegen leiden unter einer schwachen Währung und einer Inflationsrate, die bei über 60 Prozent liegt. So wundert es nicht, dass die Wirtschaftskrise nicht nur anhält, sondern sich zuletzt nochmals verschärft hat. Erst Anfang Juli reagierte die Regierung und beauftragte die linksgerichtete Ökonomin Silvina Batakis mit der Übernahme des Ministeriums für Wirtschaft.
Zuvor hatte der anerkannte Wirtschaftsminister Martin Guzmán vor den Problemen kapituliert und sein Amt zur Verfügung gestellt. Ihren Amtseid hat Silvina Batakis gerade erst gesprochen, da ist sie ihren neuen Job auch schon wieder los, denn Präsident Alberto Fernández hat beschlossen, alle Bereiches seines Kabinetts, die mit Wirtschaft zu tun haben, in einem neuen Superministerium zu bündeln.
Der Schritt soll die Verwaltung reorganisieren und zu einer besseren Funktionsweise der Staatsverwaltung führen. Auch die Koordination zwischen den Ministerien soll verbessert werden. Zusammengelegt werden deshalb die Bereiche Wirtschaft, Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei, produktive Entwicklung sowie die Beziehungen zu internationalen Finanzinstitutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds.
Übernehmen soll das neue Superministerium Sergio Massa. Er ist derzeit der Präsident der Abgeordnetenkammer. Geplant ist, dass er seine neue Aufgabe übernimmt, sobald er von seinem Amt im Parlament zurückgetreten ist.