Noch vor wenigen Wochen hatten zahlreiche Analysten und Kommentatoren Optimismus verbreitet und einen positiven Verlauf des Jahres 2022 vorhergesagt. Man ging davon aus, dass die Wirtschaft weiter wachsen würde, weil einerseits das Niveau von 2019 noch nicht erreicht war und andererseits der durch die Pandemie erzeugte Nachfragestau noch nicht vollständig abgearbeitet war.
So wurde für die Bundesrepublik beispielsweise mit einem Wirtschaftswachstum von etwa drei Prozent für das Jahr 2022 gerechnet. Vorausgesetzt wurde dabei jedoch, dass sich die globalen Lieferengpässe auflösen und die im vergangenen Jahr zu beobachtenden Schwierigkeiten nicht wiederholen würden.
Davon kann inzwischen keine Rede mehr sein. Die ohnehin schon hohen Preise für Energie und Rohstoffe sind durch den Kriegsbeginn in der Ukraine nochmals stark angestiegen und gegenwärtig vermag niemand zu sagen, wie lange diese Entwicklung noch anhalten wird und an welchem Punkt das Ende erreicht sein könnte.
Der Ausverkauf an den Börsen kann jeden Moment wieder aufgenommen werden
An den Börsen herrscht mittlerweile die blanke Panik. Der VDAX als der führende deutsche Volatilitätsindikator ist in den Bereich von 40 vorgedrungen und damit auf ein extremes Niveau angestiegen. Werte über 20 sind an dieser Stelle insbesondere für die institutionellen Anleger höchst problematisch und führen dazu, dass sich diese Gruppe von Marktteilnehmern vom Börsengeschehen verabschiedet und nicht mehr handelt.
Übrig bleiben dann nur noch die privaten Trader und Investoren. Ihre Käufe haben aber nicht das Gewicht, das nötig wäre, um das Fehlen der institutionellen Anleger auszugleichen zu können. Da dem Markt in solchen Situationen zunehmend Liquidität fehlt, führen selbst mittelgroße Aufträge sehr schnell zu kräftigen Kursschwankungen in beide Richtungen.
Diese lassen den VDAX weiter ansteigen und vertreiben damit weitere Teilnehmer aus dem Markt, sodass am Ende am Extrempunkt die Zocker fast nur noch unter sich sind. Ob dieser Punkt in den letzten Tagen schon erreicht wurde, bleibt abzuwarten, denn die erwarteten Zinsschritte der US-Notenbank und möglicherweise auch der EZB kommen erst noch. Die Aktienkurse könnten daher auch im weiteren Verlauf des Jahres tendenziell abwärts weisen.