Eine Besonderheit dieses Jahres war bislang, dass die wirtschaftlichen Probleme, die derzeit die Industrie und den Handel belasten, sich noch nicht auf die Beschäftigung ausgewirkt haben. Diese ist weiterhin hoch, obwohl die Lieferkettenprobleme nicht gelöst sind und die Inflation ausgesprochen hoch ist.
In der ersten Hälfte des Jahres 2022 wirkte deshalb der Personalmangel aus der Corona-Zeit noch weiter nach. Insbesondere die Unternehmen aus dem konsumnahen Dienstleistungssektor waren zwischen Januar und Juni noch stark bemüht, ihren Personalbestand wieder auf das Niveau von 2019 ansteigen zu lassen.
In der Zwischenzeit findet auch hier ein Umdenken statt, denn wie das Münchener Ifo Institut am Dienstag mitteilte, werden die deutschen Unternehmen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter zunehmend vorsichtiger. Diese Zurückhaltung spiegelt sich im Ifo-Beschäftigungsbarometer wider, das im Juni auf 103,3 Punkte zurückging.
Der Handel und die Bauwirtschaft planen kaum noch Neueinstellungen
Im Mai hatte der Index noch einen Stand von 104,0 Punkten ausgewiesen. Der Rückgang ist zwar noch nicht gravierend, er deutet aber bereits an, dass der hohe Optimismus vom Jahresanfang in allen Bereichen der Wirtschaft in der Zwischenzeit einer nüchterneren Betrachtungsweise gewichen ist.
Weiterhin benötigt und eingestellt werden die dringend gesuchten Fachkräfte. Noch immer ist es ein zentrales Problem für die Unternehmen, die benötigten Fachkräfte zu akquirieren. Aktiv nach Personal gesucht wird weiterhin in der Elektroindustrie. Hingegen agiert die chemische Industrie bei Neueinstellungen derzeit deutlich zurückhaltender. Sie hat ihre Einstellungen zunächst gestoppt.
Gesunken ist der Indikator auch im Dienstleistungssektor. In vielen Bereichen der Wirtschaft ist der Bedarf an neuen Mitarbeitern auch weiterhin hoch. Allerdings lassen beispielsweise der Handel und die Bauwirtschaft erkennen, dass in diesen beiden Sektoren derzeit keine Neueinstellungen forciert werden.