Waffen werden von den Staaten zu allen Zeiten gekauft, denn man will für den Fall der Fälle abwehrbereit sein. Der Krieg in der Ukraine hat noch einmal unterstrichen, wie wichtig es ist, gerüstet und jederzeit abwehrbereit zu sein. Besonders deutlich erkannt haben diese elementare Notwendigkeit jene Staaten, die sich ohnehin mit einem möglichen Angriff konfrontiert sehen.
Taiwan ist eines dieser Länder. Die Volksrepublik China betrachtet die Insel als eine abtrünnige Provinz, die man – notfalls auch mit Waffengewalt – bis zum hundertsten Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049 wieder mit dem Festland vereinen will. Selbstredend soll die Vereinigung auch dann vollzogen werden, wenn sie von den Taiwanesen selbst gar nicht gewünscht wird.
Taiwans größter Schutz ist und bleibt seine Insellage. Sie macht es für jeden Aggressor schwieriger, einen Angriff zu starten, denn eine Landgrenze ist wesentlich leichter überwunden als eine Meerenge. Wer sie überwinden will, benötigt zunächst die Kontrolle in der Luft und schließlich auch jene auf dem Meer. Erst wenn beide Voraussetzungen erfüllt sind, lassen sich Truppen mit Aussicht auf Erfolg an den Küsten anlanden.
Taiwan muss auf die chinesische Aufrüstung antworten
So wundert es nicht, dass Taiwan seine Raketenabwehr modernisieren will. Gekauft werden soll das US-amerikanische Patriot-Boden-Luft-Abwehrsystem. Mit ihm können Flugzeuge aber auch anfliegende Raketen abgeschossen werden. In dieser Woche hat das US-Außenministerium den geplanten Verkauf des Abwehrsystems an Taiwan genehmigt.
Die Insel wird für insgesamt 95 Millionen US-Dollar nicht nur die Raketen selbst, sondern auch die zum Betrieb des Systems notwendige Infrastruktur erwerben. Weitere Waffenlieferungen aus den USA dürften folgen, denn der Krieg in der Ukraine wird von den Taiwanesen nicht nur mit großer Anteilnahme verfolgt.
Die vom Festland bedrohte Insel steht wie es ihre Präsidentin Tsai Ing Wen ausdrückte, „auch an der Frontlinie im Kampf für Demokratie“. Gleichzeitig wird auf Taiwan, die anhaltende Aufrüstung Chinas mit immer größerer Sorge registriert, denn Staaten, die eine große militärische Macht aufbauen, können wie das Beispiel Russland zeigt, auch früher oder später geneigt sein, diese einzusetzen. Dann allerdings sollt man selbst vorbereitet sein.