Es ist noch nicht allzu lange her, da waren sich die meisten Notenbanker noch einig darin, dass die ansteigende Inflation nur ein vorübergehendes Problem sei. Man werde durch sie hindurchsehen. Das klang, als sei hinter einer Wand von Inflationsnebel am Ende wieder strahlender Sonnenschein zu erwarten.
Inzwischen sind wird einige Monate weiter und an der Inflation hat sich nicht viel geändert. Sie ist weiter angestiegen, zuletzt auf fast sieben Prozent. Einen derart hohen Kaufkraftverlust hatten die amerikanischen Konsumenten seit 40 Jahren nicht mehr erlebt. Entsprechend schnell kippte ihre Stimmung.
Verantwortlich gemacht für die massiv steigende Inflation wurde US-Präsident Joe Biden, was nicht ganz falsch war, denn seine im Frühjahr üppig verteilten Geldschecks stellten ein Einkommen dar, dem keine wirtschaftliche Leistung gegenüberstand. Zunächst wurde das Geld bedingt durch den Lockdown primär an der Börse investiert.
Doch als die Beschränkungen wieder aufgehoben und die Malls und Geschäfte wieder geöffnet waren, strömten die US-Konsumenten und mit ihnen das Geld der Regierung in die Geschäfte. Das heizte die Wirtschaft an. In dieses Feuer hinein goss die Biden-Administration weiteres Öl, denn erst relativ spät stellte man die Förderprogramme ein.
Die US-Konsumenten geben aktuell 20 Prozent mehr aus als in den letzten beiden Jahren
Die Folge war ein wahrer Konsumrausch der US-Konsumenten. Sie geben aktuell etwa 20 Prozent mehr aus als im Durchschnitt der letzten zwei Jahre. Viel Geld, das zudem sehr schnell umgeschlagen wird, trifft derzeit auf ein durch Corona und die Lieferketten stark eingeschränktes Angebot.
Dass dies fast zwangsläufig zu stark steigenden Preise führte, kann nicht verwundern. Schon eher, dass im Vorfeld niemand diese Entwicklung hat kommen sehen. Nun ist die Inflation da und das Kind liegt im Brunnen, denn viele Amerikaner machen US-Präsident Joe Biden für den starken Anstieg der Teuerung verantwortlich.
Das führt dazu, dass die Beliebtheit des neuen Präsidenten in den vergangenen Monaten stark gesunken sind. Im kommenden Jahr stehen jedoch die wichtigen Zwischenwahlen an. Bei ihnen könnten die Demokraten ihre hauchdünne Mehrheit im Kongress an die Republikaner verlieren.
Seitdem dieser Zusammenhang immer offensichtlicher wird, wächst der Druck auf die US-Notenbank, endlich etwas gegen die ausufernde Inflation zu tun. Der Inflationsdruck besteht dabei schon etwas länger. Neu hinzugekommen ist jedoch der politische Druck aus dem Lager der Demokraten, die um ihre Wahlchancen im neuen Jahr immer mehr fürchten.