In den letzten Tagen wurde die „Razoni“ mit 26.000 Tonnen Mais beladen. In der Zwischenzeit ist der Frachter auf dem Weg nach Istanbul. Hier soll die Fracht heute untersucht werden. Anschließend ist eine Weiterfahrt in den Libanon vorgesehen. Nach längerer Zeit ist die Razoni damit das erste Schiff, das mit ukrainischem Getreide beladen das Schwarze Meer durchfährt.
Ihm sollen schon bald weitere Frachter folgen, denn für die Ukraine geht es dabei um viel Geld. Sollte die bei den Verhandlungen in der Türkei gefundene Lösung Bestand haben, möchte die Ukraine durch den Wiederbetrieb von drei ihrer Häfen möglichst schnell den Getreideexport wieder aufnehmen.
Das Land hofft, dass durch den Getreideexport Einnahmen von mindestens einer Milliarde US-Dollar erzielt werden können. Das wären umgerechnet rund 980 Millionen Euro. Wie der ukrainische Infrastrukturminister Kubrakow erklärte, warten bereits 16 weitere Schiffe in den Häfen des Landes darauf, mit Getreide an Bord in See stechen zu können.
Russland erwartete, seine Getreideexporte ebenfalls wieder aufnehmen zu können
Aus Russland kamen derweil positive Signale, denn Dmitri Peskow, der Pressesprecher des Kreml, begrüßte die Ausfahrt der Razoni. Gegenüber der russischen Nachrichtenagentur Interfax erklärte er: „Das ist ziemlich positiv. Das ist eine gute Möglichkeit, die Effektivität der Arbeit von Mechanismen zu testen, die bei den Verhandlungen in Istanbul vereinbart wurde.“
Seit Beginn der russischen Invasion vor mehr als fünf Monaten waren die Frachtschiffe in den ukrainischen Häfen blockiert und konnten nicht auslaufen. Bei den Verhandlungen hatte Russland immer wieder betont, es es im Gegenzug erwarte, dass auch seine eigenen Getreide-, Lebensmittel- und Düngemittelexporte nicht behindert werden und auch diese wieder in vollem Umfang aufgenommen werden könnten.
Derweil ging der Krieg an den verschiedenen Fronten weiter. Die russische Seite behauptete dabei, in Charkiw zwei Abschussanlagen für die amerikanischen Himars-Raketen und unweit von Odessa eine Vorrichtung für Seezielflugkörper vom Typ Harpoon zerstört zu haben. Die Ukraine meldete hingegen Vorstöße der russischen Truppen auf Soledar in der Region Donezk sowie auf die Städte Pisky und Marjinka abgewehrt zu haben. Eine unabhängige Bestätigung für die Behauptungen der beiden Kriegsparteien liegt allerdings noch nicht vor.