Auf der Nordsee vor der Insel Helgoland soll bis 2035 das Projekt Aquaventus realisiert werden. Geplant ist nicht weniger als ein Offshore-Windpark mit einer Leistung von 10 Gigawatt. Die geplanten Windräder werden die Größe des Pariser Eiffelturms erreichen und eine halbe Umdrehung ihrer Flügel soll die Menge an Strom produzieren, den ein durchschnittlicher deutscher Haushalt pro Tag verbraucht.
Geplant ist allerdings, den Strom nicht mit Tiefseekabeln bis an das Festland zu bringen, sondern ihn gleich auf hoher See für die Gewinnung von Wasserstoff zu verbrauchen. Dieser soll dann mit einer Pipeline nach Helgoland und bis an die Elbmündung transportiert werden, was im Vergleich zur Verlegung von Tiefseekabeln eine Kostenersparnis von etwa 10 Milliarden Euro bringen soll.
Die Wasserstoffpipeline wird dabei etwa die fünffache Energiemenge transportieren wie klassische Tiefseekabel. Sie stellen zusammen mit den Netzanschlüssen immer noch gut ein Drittel der Kosten, die beim Bau einer Offshore-Windanlage entstehen. Wirtschaftlich spricht damit einiges für die Alternative Wasserstoff.
Für die beteiligten Ingenieure am Windpark bleibt noch viel zu tun
Technisch spricht aber bislang noch vieles gegen sie, denn es gibt noch eine Reihe von Problemen, die bis 2035 gelöst werden müssen. Das Wichtigste betrifft die Grundidee, denn weder an Land noch auf See wurde bislang im industriellen Maßstab Wasserstoff aus Windenergie erzeugt.
Auf hoher See bläst der Wind zwar gleichmäßiger als an Land, doch auch hier sind die Schwankungen beachtlich. Die heute verfügbaren Elektrolyseure sind aber darauf ausgerichtet, den Wasserstoff aus einer gleichmäßigen Stromversorgung zu erzeugen. Auf schwankende Strommengen sind sie nicht eingestellt.
Eine weitere Herausforderung wird darin bestehen, dass anders als bei den aktuell verfügbaren Lösungen nicht destilliertes Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden soll, sondern Meerwasser. Es muss in den Anlagen vor Ort zunächst gereinigt und entsalzt werden, was nach heutigen Berechnungen ca. drei bis fünf Prozent der erzeugten Windenergie verbrauchen wird.
Das Salz im Meer und in der Luft ist aber auch für die Windräder selbst ein Problem, weil eine Vielzahl von Materialien von ihm angegriffen wird. Hinzu kommen die filmartigen Ablagerungen biologischer Mikroorganismen, das sogenannte Bio-Fouling. Sein schädlicher Einfluss auf die Anlagen muss ebenfalls minimiert werden.