Eine repräsentative Umfrage des Digitalverbandes Bitkom, die WELT exklusiv vorliegt, macht deutlich, dass in Deutschland die Zahl der Menschen wächst, die sich vor einer staatlich gelenkten Cyberattacke aus dem Ausland fürchten. Inzwischen haben drei Viertel aller Deutschen vor einer digitalen Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten Angst.
Vor einem Jahr lag die Zahl derer, die von einem solchen Szenario ausging, noch bei 57 Prozent. Der deutliche Anstieg kommt nicht von ungefähr, denn es ist wie Bitkom-Präsident Achim Berg gegenüber der Welt erklärte „längst kein Zukunftsszenario mehr, dass sich Staaten im Internet bekriegen“.
Zehn Prozent der befragten Deutschen können sich sogar vorstellen, dass ein digitaler Konflikt am Ende in eine militärische Auseinandersetzung mündet. Experten wissen, dass staatlich gelenkte Hackerangriffe seit Jahren Realität sind. Bitkom-Präsident Berg mahnt deshalb, dass die Sicherheit im Cyberraum zukünftig über die Sicherheit von Staaten entscheiden werde.
Cyberangriffe im Vorfeld einer militärischen Auseinandersetzung in der Ukraine?
In den USA warnte Präsident Joe Biden deshalb bereits im Juli vor den weitreichenden Konsequenzen, die eine solche Attacke haben könnte: „Wenn wir in einem Krieg, einem echten Krieg, mit einer Großmacht enden, dann wahrscheinlich infolge eines Cyberangriffs von großer Tragweite“, prophezeite der US-Präsident.
Ein Bericht der New York Times, nach dem sich Computerexperten aus den USA und Großbritannien bereits auf eine solche Attacke aus Russland in der Ukraine vorbereiten, lässt an dieser Stelle aufhorchen. Unbegründet ist diese Furcht nicht, denn schon im Jahr 2015 gelang es russischen Hackern, die Stromversorgung im Nachbarland zeitweise lahmzulegen.
Gut geschützt glaubt sich die Mehrheit der Deutschen in dieser Hinsicht derzeit nicht, denn wie die Bitkom-Umfrage deutlich macht, sind nur 16 Prozent der Befragten der Überzeugung, dass es der Bundeswehr im Fall eines Angriffs gelingen werde, das Land auch im Cyberraum ausreichend zu verteidigen.
Mehr als drei Viertel sind hingegen der Meinung, dass die Bundeswehr an dieser Stelle nicht ausreichend ausgestattet ist. Vor einem Jahr hatte dieser Anteil noch bei gut zwei Drittel aller Befragten gelegen.